V. Notendruck und Musikverlage

Anmerkungen

Bei Josef Piernsieder erschien im Jahre 1524 in Tirols ältester ständiger Buchdruckerei, errichtet 1521 von den Gewerken Hans und Jörg Stöckl, auf Schloss Sigmundslust bei Schwaz der "Hymnarius: durch das ganntz Jar verteutscht nach gewondlicher Weyß vnnd Art zw synngen [...] in Verlegung des Edln vnnd Vestn Goergen Stoekhls [...]" (RISM B/VIII/1 152406). Jeder der 131 enthaltenen, aus dem Lateinischen ins Deutsche übertragenen Hymnen hat über dem Text vier Notenlinien, doch wurden in keines der erhaltenen Exemplare je Noten eingetragen. Der Verfasser des "Hymnarius" ist weder genannt noch bekannt. Möglicherweise war Petrus Tritonius (Peter Treibenreif) der Herausgeber oder Übersetzer.[1]

[1] Franz Waldner, "Petrus Tritonius und das älteste gedruckte katholische Gesangbuch", in: Monatshefte für Musik-Geschichte 27 (1895), Nr. 2, S. 18ff. - Waldner nennt keinen Grund, warum er Treibenraiff als Verfasser ansieht.
Konrad Glöckner, "Das deutsche Hymnenbuch 'Hymnarius-Sygmundslust 1524'", in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Band 50 (1970), S. 29f., 54, 62, 65ff.;
Erich Egg, "Die Stöckl-Offizin in Sigmundslust bei Schwaz", in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Band 50 (1970), S. 10, 13ff.;
Anton Dörrer, "Hundert Innsbrucker Notendrucke aus dem Barock. Ein Beitrag zur Geschichte der Musik und des Theaters in Tirol", in: Gutenberg-Jahrbuch 14 (1939), S. 247ff.;
David Schönherr, "Das älteste katholische Gesangbuch in Deutschland, die älteste Buchdruckerei und die älteste Papierfabrik in Tirol", in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols 2 (1865), S. 200f.;
Hans Joachim Moser, Die Musik im frühevangelischen Österreich, Kassel 1954, S. 73;
Eleonore Gürtler, "Die Stöckl-Offizin auf Schloss Sigmundslust in Vomp - aus dem Geist des Humanismus entstanden", in: Silber, Erz und weißes Gold. Bergbau in Tirol [Katalog zur Tiroler Landesausstellung 1990 in Schwaz], Innsbruck 1990, S. 374ff., 384f.

Ein anderes geistliches Gesangbuch erschien als erster Notendruck in Innsbruck im Jahre 1588 bei dem seit 1554 als Hofbuchdrucker tätigen Rupert Höller: "Euangelischer Christlicher Bericht vnd Ermanung [...] in Gesangs Weys [...] (RISM B/VIII/1 155808).[2]

[2] Anton Dörrer, "Hundert Innsbrucker Notendrucke aus dem Barock. Ein Beitrag zur Geschichte der Musik und des Theaters in Tirol", in: Gutenberg-Jahrbuch 14 (1939), S. 249f.;
Hans Joachim Moser, Die Musik im frühevangelischen Österreich, Kassel 1954, S. 73f.;
Konrad Fischnaler, Innsbrucker Chronik 3, Innsbruck 1930, S. 12;
Franz Waldner, "Quellenstudie zur Geschichte der Typographie in Tirol bis zum Beginne des XVII. Jahrhunderts", in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3. Folge, 32. Heft (1888), S. 76;
Eckart von Schumacher, "Die Geschichte unserer Firma [Wagner]", in: Verlags-Katalog der Wagner'schen Universitäts-Buchhandlung in Innsbruck, Innsbruck 1904, S. III;
"Ein Jubiläum der Wagner'schen Firma", in: Innsbrucker Nachrichten vom 28. Juni 1904, S. 6.

Der in Innsbruck seit etwa 1555 an Sankt Jakob wirkende Junk- und Schulmeister Johannes Weinzierl gab 1564 bei Höller in Druck die "Preces matutinae, Moetten, Kirchengebet nach dem Brauch Catholischer Kirchen des Hochwirdigen Stiffts zu Brichsen [...] Newlich verteutscht [...]", wiederum ein geistliches Gesang- und Gebetbuch.[3]

[3] Konrad Fischnaler, Innsbrucker Chronik 3, Innsbruck 1930, S. 14;
Exemplar des Drucks in der Universitätsbibliothek Innsbruck (Signatur 23.001).

Innsbruck war im 17. Jahrhundert ein Zentrum des Notendrucks, nicht nur für Österreich. Hans Paur "Agricola" (†1602), seit 1572 in Innsbruck, erhielt 1584 als landesfürstlicher Drucker Geldmittel für die Anschaffung von Notentypen. 1588 brachte er das sogenannte "Innsbrucker Gesangbuch" (RISM B/VIII/1 158805: "Catholisch Gesangbuechlein bey dem Catechismo auch fuernembsten Festen [...] zu gebrauchen [...]") heraus, im Jahr darauf in einer weiteren Ausgabe, 1588 ferner eine Sammlung von Marienmotetten des Innsbrucker Hofkapellmeisters Jakob Regnart (um 1540-1599), das "Mariale" (RISM A/I R 733). Sein Sohn Daniel Paur "Agricola" (†1639) kehrte 1603 nach Innsbruck zurück und übernahm das mittlerweile von der Mutter geführte väterliche Geschäft. Er veröffentlichte als Hofbuchdrucker zum Beispiel 1614 und 1618 marianische Gesänge des Innsbrucker Hofkapellmeister Johann Stadlmayr (um 1575-1648) (RISM A/I S 4286 "Magnificat. Symphoniae variae" und RISM A/I S 4288 "Cantici Mariani"), 1621 die "Ecclesiastici concentus" des Brixener Domkapellmeisters Christoph Sätzl (1592/93-1655) (RISM A/I S 301), 1629 ein Zeremoniale mit Noten zur Einkleidung und Profess der Benediktinnerinnen von Sonnenburg, 1609 zwei Bände "Geistlich[e] schön[e] neu[e] Lied[er]" des Sillianer Dichters Adam Purwalder (um 1588-1651). 1622 begann er die Produktion von Liedflugblättern mit geistlichen Liedern über Heilige, mit Weihnachtsliedern und anderen. Im Auftrag des Brixner Kardinals Christoph IV. Andreas von Spaur legte er 1609 ein neues "Sacerdotale" für die Diözese mit Choralnoten vor, auf Anweisung des ihm verwandten Brixner Generalvikars Hieronymus Otto Agricola Paur 1627 ein "alt[e]s geistliches Weynachtsgesang, in aigner Melodie zu singen". Hieronymus Paur (†1665) hatte in Brixen 1638 eine Filialdruckerei errichtet, begab sich aber nach dem Tod seines Vaters Daniel wieder nach Innsbruck. Um 1656 gingen bei ihm "Drey schöne Weyhnacht-Lieder" in Druck.[4]

[4] Sonja Ortner, Das Innsbrucker 'Catholisch Gesangbuechlein' von 1588. Das erste österreichische Kirchenliederbuch als Produkt der Gegenreformation und seine Bedeutung für die Liedgeschichte, Dissertation Innsbruck 2002;
Karl M[agnus] Klier, "Innsbrucker Lied-Flugblätter des 17. Jahrhunderts", in: Jahrbuch des österreichischen Volksliedwerkes 4 (1955), S. 57ff.;
Anton Dörrer, "Hundert Innsbrucker Notendrucke aus dem Barock. Ein Beitrag zur Geschichte der Musik und des Theaters in Tirol", in: Gutenberg-Jahrbuch 14 (1939), S. 246, 252, 256;
Form vnnd Weiß / der Einklaidung / und Profession der Nouitzinen / deß Fuerstlichen Stifts vnd Frawen Closters zu Sonnenburg nach brauch vnd gewonheit deß heiligen Benedictiner Ordens, Ynszprugg: Paur 1629;
Konrad Fischnaler, Innsbrucker Chronik 3, Innsbruck 1930, S. 19f.;
Anton Dörrer, "Brixener Buchdrucker", in: Gutenberg-Jahrbuch 12 (1937), S. 155f.;
Norbert Hölzl, "Adam Purwalder, 'Burger zu Sillian'", in: Osttiroler Heimatblätter 37 (1969), Nr. 3.

Zu Daniel Paur eröffnete im Jahr 1626 Johann Gäch (†1639) aus Hötting in Innsbruck eine Druckerei, die er auch für Figural- und Choralnotendruck einrichtete. Johann Gäch legte zahlreiche Kirchenmusikwerke einheimischer Komponisten im Druck vor, so 1628 Johann Stadlmayrs "Hymni quibus totius anni" (RISM A/I S 4291) oder 1629 die vom Haller Stiftskapellmeister Bartholomäus Lutz (um 1595-1668) kompilierte Sammlung von Salve Reginas "Coronis Parthenia" (RISM A/I 16291), die neben Vertonungen von Gregor Aichinger, Christian Erbach, Rudolph di Lasso und anderen nicht zuletzt solche von ihm selbst sowie Johann Stadlmayr, Christoph Sätzl, dem Innsbrucker Hoforganisten Georg Piscator (†um 1650) oder dem Innsbrucker Serviten P. Johannes Maria Mändl (1602-1652) enthält. 1629 erschien ein weiterer Sammeldruck bei Johann Gäch mit dem Titel "Moduli symphoniaci" (RISM A/I 16294), vorwiegend Weihnachtsmusik, von Johann Stadlmayr, Jakob Regnart, Lodovico Grossi de Viadana, Charles Luython und Anonyma. In den folgenden Jahren verlegte Johann Gäch jeweils weitere Werke von Johann Stadlmayr (zum Beispiel RISM A/I 16382), Christoph Sätzl, Ambrosius Reiner und Georg Piscator. Gächs Drucke von Liedflugblättern schlossen auch weltliche Lieder mit ein, darunter etliche politischen Inhalts. Seine Witwe vermählte sich noch 1639 mit seinem Buchdruckergesellen Michael Wagner, der aus Württemberg zugewandert war.[5]

[5] Karl M[agnus] Klier, "Innsbrucker Lied-Flugblätter des 17. Jahrhunderts", in: Jahrbuch des österreichischen Volksliedwerkes 4 (1955), S. 61ff.;
Anton Dörrer, "Hundert Innsbrucker Notendrucke aus dem Barock. Ein Beitrag zur Geschichte der Musik und des Theaters in Tirol", in: Gutenberg-Jahrbuch 14 (1939), S. 258f.;
Josef Tumler, "Buchdruckerei zu Hötting 1626", in: Tiroler Heimatblätter 13 (1935), S. 233ff.;
Eckart von Schumacher, "Die Geschichte unserer Firma [Wagner]", in: Verlags-Katalog der Wagner'schen Universitäts-Buchhandlung in Innsbruck, Innsbruck 1904, S. VI;

Michael Wagner (†1669) übernahm nach dem Tod des kinderlosen Hieronymus Paur auch dessen Geschäft und wurde 1668 Hofbuchdrucker. Er veröffentlichte ein umfangreiches kirchenmusikalisches Œuvre von Johann Stadlmayr (RISM A/I S 4297 - S 4305), Christoph Sätzl (RISM A/I S 303 - S 309), Ambrosius Reiner (RISM A/I R 1075 - R 1079), Johannes Maria Mändl OSM (RISM A/I MM 120 II,1), von Antonio Melani (RISM A/I M deest) "erzfürstlicher Kammermusiker" in Innsbruck, von Ingenuin Müller "Molitor" OFM (um 1610-1669), Organist der Franziskaner in Bozen, von Leopold von Plawenn OSB (um 1630-1682), gebürtig aus Innsbruck und Benediktiner im Kloster Zwiefalten/Württemberg (RISM A/I P 2603 - P 2604), aber auch von auswärtigen Komponisten wie Georg Arnold, Organist im Dienst des Bischofs von Bamberg, Michael Kraf, Komponist und Organist der Abtei Weingarten, Christoph Schimpf, Domkapellmeister in Eichstätt, Felizian Schwab OFM (*1611), oberster Verantwortlicher für die Musikpflege in der oberdeutschen Ordensprovinz der Franziskaner. Opernlibretti gehörten ebenso zu Michael Wagners Verlagsprogramm wie Flugblätter mit geistlichen Liedern (RISM A/I 164011-15).
Jakob Christoph Wagner (†1701) führte das Unternehmen seines Vaters in bescheidenerem Umfang fort. Bei ihm gingen mehrere Libretti in Druck und zum Beispiel 1695 die "Encaenia musices [...] cum quinque et pluribus instrumentis" (12 Sonaten opus 1) des als Kaplan und Musikpräfekt im Kloster Säben wirkenden Benediktinerpaters Romanus Weichlein (RISM A/I W 499).[6]

[6] Karl M[agnus] Klier, "Innsbrucker Lied-Flugblätter des 17. Jahrhunderts", in: Jahrbuch des österreichischen Volksliedwerkes 4 (1955), S. 68ff.;
Anton Dörrer, "Hundert Innsbrucker Notendrucke aus dem Barock. Ein Beitrag zur Geschichte der Musik und des Theaters in Tirol", in: Gutenberg-Jahrbuch 14 (1939), S. 259ff.;
Anton Dörrer, "Guarinoni als Volksschriftsteller", in: Hippolytus Guarinonius (1571-1654) (= Schlern-Schriften 126), Innsbruck 1954, S. 154;
Konrad Fischnaler, Innsbrucker Chronik 3, Innsbruck 1930, S. 24;
Eckart von Schumacher, "Die Geschichte unserer Firma [Wagner]", in: Verlags-Katalog der Wagner'schen Universitäts-Buchhandlung in Innsbruck, Innsbruck 1904, S. VIIff.;
"Ein Jubiläum der Wagner'schen Firma", in: Innsbrucker Nachrichten vom 28. Juni 1904, S. 7;
Anton Dörrer, "Etschländer Buchwesen und Geistesleben", in: Der Schlern 13 (1932), S. 522. -
Georg Arnold (1621-1676) stammt nicht, wie mehrfach in der Literatur zu finden (zuletzt bei Ernst Knapp, Kirchenmusik Südtirols, Bozen 1993, S. 65) aus "Welsberg im Pustertal", sondern aus Valtice in Südmähren, das bis 1920 Feldsberg hieß; siehe hierzu unter anderem Gerhard Weinzierl (Hrsg.), "Einleitung" zu: Georg Arnold. Missa Quarta 1672 - Sacrae Cantiones 1661 (= Denkmäler der Tonkunst in Bayern, Neue Folge 10), Wiesbaden [u.a.] 1994, S. VII ff.

Im Jahr 1770 brachte die in Innsbruck gegründete Trattner'sche Druckerei "Geistliche Gesänge, in welchen die christ-katholischen Glaubens- und Sittenlehren vorgetragen werden" an die Öffentlichkeit.[7]

[7] Konrad Fischnaler, Innsbrucker Chronik 3, Innsbruck 1930, S. 26.

1817 rief Josef Grader (†1858?) den Musikverlag "Lithographische Kunstanstalt" ins Leben, der zum Beispiel 1821 die "Valse pour le Pianoforte à Madame la Baron[ne] Nanette de Taxis" auflegte.[8]

[8] Konrad Fischnaler, Innsbrucker Chronik 2, Innsbruck 1929, S. 130 (kein Autor des Stücks genannt).

Josef Schöpf (*1811) beteiligte sich am Unternehmen Graders, bevor er 1841 die behördliche Erlaubnis für den Betrieb einer eigenen lithographischen Anstalt in Innsbruck erhielt.[9]

[9] Konrad Fischnaler, "Aus der Frühzeit des Steindrucks in Innsbruck", in: Konrad Fischnaler, Ausgewählte Schriften. Geschichts-, Kultur- und Naturbilder aus Alttirol, Innsbruck 1936, S. 113f., 118, 120;
P. [sic], "Aus dem schaffenden Leben heimischer Firmen", in: Stimme Tirols vom 14. Mai 1947, S. 6.

1834 eröffnete Johann Nepomuk Kravogl (1803-1873) seine Steindruck-Werkstätte, deren Produktion, so wie bei den anderen Unternehmen, die Musikalien neben anderen Publikationen umfasste. In seltenen Exemplaren erhalten haben sich etwa die im Jahr 1844 bei Kravogl erschienenen Einzeldrucke von geistlichen Liedern mit Klavier- oder Orgelbegleitung des bis 1848 auch in Innsbruck ansässigen Jesuiten Franz Xaver Weninger (1805-1888).
Bei Kravogl ging
Carl (senior) Alexander Czichna (1807-1867) in die Lehre und machte sich 1841 selbständig. Sein Sohn Carl (junior) Alfred Czichna (1842-1899) führte das Geschäft, mit einer Kunsthandlung und photographischen Anstalt erweitert, fort.[10]

[10] Rudolf Granichstaedten-Czerva, Beiträge zur Familiengeschichte Tirols (= Schlern-Schriften 131), Innsbruck 1954), S. 23. -
Sechs Drucke von Kirchenliedern Weningers bei Kravogl liegen im Musikarchiv des Benediktinerinnenklosters St. Walburg zu Eichstätt; siehe Hildegard Herrmann-Schneider, Die Musikhandschriften in Eichstätt. 1. Benediktinerinnen-Abtei St. Walburg und Dom. Thematischer Katalog (= Kataloge Bayerischer Musiksammlungen 11/1), München 1991, S. 426.

Josef Anton Möst unterhielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Innsbruck eine Kunst-, Musikalien-, Landkarten- und Schreibwarenhandlung. Neben dem Vertrieb von Blasinstrumenten, Saiteninstrumentenzubehör und Noten betätigte sich Möst als Musikalienverleger. Aus den Jahren 1853 bis 1906 ist ein Teil seiner Korrespondenz mit Tiroler Komponisten wie Peter Dietrich (1810-1888), Odorich Krautschneider OFM (1818-1873), Josef Rieder (1823-1876), Georg Benedikt Pichler (1800-1884), Johann Obersteiner (1824-1896), Sigmund Perthaler OPraem. (1815-1875), Josef Gregor Zangl (1821-1897) bezüglich der Publikation ihrer Werke überliefert.[11] Mösts Nachfolger waren Lorenz Neurauter und E. Lorenz.

[11] Handschriftliche Briefe im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Bibliothek (Signatur FB 32.220). -
Ein Verzeichniss von Musikalien welche auf Bestellung zu erhalten sind durch Jos[ef] A[nton] Möst in Innsbruck, gedruckt bei J. N. Hartmann in Augsburg [um 1865?, 42 Seiten, 4 ] siehe im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Bibliothek (Signatur FB 50.051).

Johann Gross gründete 1833 seinen Betrieb in Innsbruck. Er widmete sich anfangs vor allem dem Verkauf und Verleih von Musikalien, wie sein "Verzeichnis der vorzüglichsten Musikalien [...] welche [...] grösstentheils vorräthig sind, oder in kürzester Zeit bezogen werden können" aus dem Jahr 1836 zeigt.[12]

[12] Intelligenz-Blatt zum k. k. priv. Bothen von und fuer Tirol und Vorarlberg vom 26. Dezember 1833, S. 673;
Exemplar des Gross'schen Kataloges von 1836im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Bibliothek (Signatur W 4714/5).

1850 eröffnete Johann Gross eine Zweigbuchhandlung in Brixen. 1857 legte er in Innsbruck ein Verlagsverzeichnis auf, das vorwiegend Kirchenmusik Tiroler Komponisten präsentierte, auch Klavierstücke und Chöre, zum Beispiel "Schützenmärsche" des Haller Pfarrchorregenten Alois Ballmann (1814-1882) oder des Bozner Kapellmeisters und Organisten Jakob Schgraffer (1799-1859). [13]

[13] Verlags-Verzeichniss der Kunst- und Musikalien-Handlung des Johann Gross in Innsbruck und Brixen, Innsbruck 1857; Exemplar im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Bibliothek (Signatur FB 1932/3).

Um 1905 dürfte das "Vollständige Verzeichnis des Musikalien-Verlages Johann Gross (S[imon] A[lfons] Reiss)" erschienen sein, gedruckt bei Oskar Brandstätter in Leipzig.[14]

[14] Exemplar im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Bibliothek (Signatur FB 31.742).

Die Kirchenmusik nahm immer noch einen großen Anteil des Verlagsprogramms ein. Einheimische zeitgenössische Komponisten, führende Cäcilianer stellten die Verlagstitel. Anton Bruckners erste Messe in d-Moll wurde bei Gross 1894 im Erstdruck publiziert, ferner erschienen hier sechs Tantum ergo und das von ihm 1856 komponierte Ave Maria. Zu Klavier-, Kammer- und Chormusik fand sich Militärmusik im letztgenannten Verlagsverzeichnis, ferner Zithermusik, Lieder für Singstimme und Klavier, etwa vom Innsbrucker Komponisten Ernst von Tschiderer (1830-1916), dazu die"populärsten Lieder aller Tiroler Sängergesellschaften", darunter "Die Sternlan", eine "Originalkomposition" für Singstimme und Klavier des aus München stammenden Zithervirtuosen Anton Egger (†1932), der die um 1880 von Ludwig Rieser (1854-1891) gegründete Zillertaler Nationalsängergesellschaft nach dessen Tod als "Egger-Rieser"-Truppe weiterführte, oder "'s Gamsgebirg", ein "Sololied mit Original-Jodler" für Singstimme und Klavier von "Egger-Rieser".
In
Brixen war der heute noch bestehende Verlag Weger für die Notenpublikation führend. Thomas Weger wurde 1773 von Fürstbischof Leopold von Spaur als Hofbuchdrucker bestätigt, nachdem er 1772 das Unternehmen von seinem Onkel Johann Kassian Krapf übernommen hatte. Thomas Wegers Sohn Josef Weger folgte 1796. Von 1828 bis 1880 zeichnete Josefs Sohn Alois Weger für die Druck- und Verlagsgeschäfte verantwortlich, nach ihm die Familie von Mörl, als erster sein Schwiegersohn Anton von Mörl.[15] Im 19. Jahrhundert war der Verlag führend in der Edition von Kirchenmusikalien.

[15] Anton Dörrer, "Brixener Buchdrucker", in: Gutenberg-Jahrbuch 12 (1937), S. 163f.;
Siehe zum Beispiel Annonce in: Cäcilia 15 (1876), S. 48 ("Praxis organoedi in ecclesia", hrsg. v. Friedrich Riegel);
Josef Gelmi, Geschichte der Stadt Brixen, Brixen 2000, S. 164.

In Brixen boten ferner Kirchenmusikdrucke an: um die Mitte des 19. Jahrhunderts die "Theologische Verlagsanstalt", um 1875 der "Verlag des Cäcilien-Vereins der Diözese Brixen" und um 1900 der"Katholisch-politische Preßverein". Dieser war 1889 von Aemilian Schöpfer gegründet worden und hatte seinen Sitz im ehemaligen Glockengießerhaus in Zinggen. [16]

[16] Editionen des Brixner Verlags des Cäcilien-Vereins siehe zum Beispiel bei Hildegard Herrmann-Schneider, Die Musikhandschriften in Eichstätt. 1. Benediktinerinnen-Abtei St. Walburg und Dom. Thematischer Katalog (= Kataloge Bayerischer Musiksammlungen 11/1), München 1991, S. 435. -
Zum "katholisch-politischen Preßverein" siehe Josef Gelmi, Geschichte der Stadt Brixen, Brixen 2000, S. 243f.;
Anselm Sparber, "Dem Andenken des Prälaten Dr. Aemilian Schöpfer", in: Der Schlern 32 (1958), S. 311ff.

Der Buchdrucker Carlo Girardi in Bozen besorgte im Jahr 1664 den Druck der Periochen für die Schulkomödie der Trienter Jesuiten. Textbücher für die Komödien zum Schulschluss bei den Dominikanern in Bozen erschienen um 1696 bei Paul Nikolaus Führer in der Talferstadt. Michael Gaßmayr, seit 1714 Inwohner und Buchdrucker zu Bozen, lieferte Liturgica und zum Beispiel 1742 ein Libretto zum Karfreitagsoratorium in der Bozner Pfarrkirche. Karl Josef Weiß aus Bregenz ehelichte Michael Gaßmayrs Enkelin Marianne Gaßmayr und wurde 1747 Stadtbuchdrucker in Bozen. Aus seiner Werkstatt stammten viele Textbücher zu Singspielen, Oratorien und Schulkomödien, die in Bozen und Meran aufgeführt wurden. Im Januar 1839 eröffnete Johann Thuille, der Vater des in München erfolgreichen Komponisten und Richard-Strauss-Freundes Ludwig Thuille (1861-1907), in Bozen eine Kunst- und Musikalienhandlung. Johann Andreas Thuille (1810 Sarnthein – 1872 Bozen) entstammte einer Musikerfamilie. Sowohl sein Vater Bartholomä Thuille (ca. 1764 - 1810 Sarnthein) als auch sein Onkel Josef Thuille (* 1792) waren Lehrer und Organist in Sarnthein. Johann Thuille offerierte in seinem Bozner Unternehmen"besonders Kirchenmusik für das Land" und gliederte einen Musikverlag an.[17]

[17] Intelligenz-Blatt zum k. k. priv. Bothen von und fuer Tirol und Vorarlberg vom 10. Januar 1839, S. 16. – Hanns Engl, „Der Bozner Komponist Ludwig Thuille stammt aus dem Vinschgau. Ein genealogischer Beitrag zu seinem 100. Todesjahr“, in: Der Schlern 81 (2007), H. 9, S. 62.

Josef Wohlgemuth errichtete seine Buchdruckerei in Bozen 1862. Ihm vertraute zum Beispiel der Brixner Domorganist und Cäcilianer Josef Gregor Zangl (1821-1897) seine Messen opus 86 (Es-Dur) und opus 87 (D-Dur) zur Publikation im "Cyclus katholischer Kirchengesänge" an.[18] Um 1860/70 wirkte in Bozen Johann Baptist Kiene nicht nur als Lithograph, sondern auch als Musikverleger. Bei ihm sind Opus 1 und Opus 2 von Franz Schöpf (1836-1915 Bozen) erschienen: vier Tantum ergo-Vertonungen bzw. dessen erstes Tedeum in C-Dur.

[18] Anton Dörrer, "Bozener Buchdrucker", in: Gutenberg-Jahrbuch 6 (1931), S. 228, 234, 236ff.;
Anton Dörrer, "Hundert Innsbrucker Notendrucke aus dem Barock. Ein Beitrag zur Geschichte der Musik und des Theaters in Tirol", in: Gutenberg-Jahrbuch 14 (1939), S. 246;
Anton Dörrer, "Etschländer Buchwesen und Geistesleben", in: Der Schlern 13 (1932), S. 521 und 14 (1933), S. 21, 72, 77.

In Trient waren im 18. und 19. Jahrhundert Mitglieder der Familie Monauni tätig: Gianbattista Monauni veröffentlichte zum Beispiel die "Concerti a Quattro" opus 11 des Trienter Komponisten Francesco Antonio Bonporti (1672-1749) (RISM A/I B 3663, ohne Erscheinungsdatum). 1849 erschienen bei Monauni die "Regole principali del canto gregoriano" von Nicolò Toneatti (1811-1877), Liturgiewissenschaftler und Choralforscher in Trient.[19]

[19] Antonio Carlini und Clemente Lunelli, Dizionario dei Musicisti nel Trentino, Trento 1992, S. 45ff., 310;
Clemente Lunelli, Catalogo delle musiche della Biblioteca Civica di Rovereto, Rovereto 1987, S. 52.

Zum "Grossen Festmarsch zur Dritten Säcularfeier des Trienter Conciliums" opus 116 des Trienter Militärkapellmeisters Lodovico Stasny stellte Monauni 1863 die Lithographie für den Trienter Verleger Johann Seiser her.[20]

[20] Antonio Carlini und Clemente Lunelli, Dizionario dei Musicisti nel Trentino, Trento 1992, S. 293.

Ein weiterer Verleger von Kompositionen Francesco Antonio Bonportis in Trient war 1713 Giovanni Parone (RISM A/I B 3660). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts legte Zippel (und Godermaier) in Trient Musikdrucke vor. Gianantonio Brunati, Giovanni Parone, Francesco Michele Battisti und Monauni besorgten im 18. Jahrhundert die Publikation von Libretti zu Opern und Kantaten.[21]

[21] Clemente Lunelli, Catalogo delle musiche della Biblioteca Civica di Rovereto, Rovereto 1987, S. 52;
Anton Dörrer, "Ladinische Drucke", in: Gutenberg-Jahrbuch 15 (1940), Sonderdruck o.p.;
Clemente Lunelli, "Libretti d'opera e cantate del settecento per Trento", in: Studi Trentini di scienze storiche 64 (1986). S. 51ff.