Die Arbeitsgemeinschaft Tiroler Komponisten
Idee und Wirken, dargestellt anhand ihrer Sitzungsprotokolle
Von Manfred Schneider
Vorbemerkung
Das Originalmanuskript der Sitzungsprotokolle der Arbeitsgemeinschaft Tiroler Komponisten(ATK) wird in der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum unter der Signatur FB 51899 aufbewahrt. Es umfasst den Zeitraum zwischen 5. März 1934 (Gründungssitzung) und 24. Dezember 1937. Die Handschrift hat keine originale Paginierung, sie wird im Folgenden nach dem Datum der jeweiligen Sitzung zitiert.
Die ebenfalls als Quelle wiederholt verwendete Autobiographie von Emil Berlanda (Typoskript) ist hektographiert überliefert im Institut für Tiroler Musikforschung Innsbruck sowie als Xerokopie in der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums und im Tiroler Volksliedarchiv (nachfolgend zitiert: Berlanda).
Die Orthographie der Zitate richtet sich nach dem Original.
Diese Zusammenfassung ist eine vorläufige Arbeit und vermittelt so einen ersten Einblick in die Materie. Sie wird darum im Internet veröffentlicht, weil sich damit die Möglichkeit fortlaufender Ergänzung und Diskussion bietet. Über den Chatroom und die mail-Adresse des Instituts für Tiroler Musikforschung (itmf.ms@musikland-tirol.at) besteht zudem die Möglichkeit für Kommentare und für die Zusendung von Beiträgen für Änderungs- und Korrekturwünsche.
Diesem Überblick noch anzufügende Biographien der wichtigsten Vertreter der Arbeitsgemeinschaft (Karl Senn, Josef Eduard Ploner, Emil Berlanda und Artur Kanetscheider) sind in Arbeit.
Die Arbeitsgemeinschaft Tiroler Komponisten war eine Vereinigung der wichtigsten Tiroler Tonkünstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Anlass zur Gründung war das Projekt einer Überblicksdarstellung Deutsche Musik in Österreich, das zu Berlin in Buchform realisiert werden sollte. Für dieses Vorhaben war es erforderlich, Informationen zu Biographie und Werk möglichst aller Österreichischen Komponisten, gleichgültig ob "ernster" oder "leichter" Richtung, bereit zu stellen. Im Zuge dieser Tätigkeit erwuchs die Idee, eine Komponistengemeinschaft zu bilden. Die eigentliche Intention für die Gründung war daher, durch die Vereinigung mehr an Einfluss im öffentlichen Musikleben zu erreichen. Durch gemeinsame Unternehmungen wie Konzerte und Sendungen im Rundfunk wollte man verstärkt in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Emil Berlanda, der Schriftführer der Arbeitsgemeinschaft, notiert dazu im Protokoll der 1. Sitzung vom 5. März 1934, die von Artur Kanetscheider, von dem vermutlich die Idee ausgegangen war, einberufen wurde: "Ausschlaggebend für die Gründung ist aber nicht nur das Erscheinen dieser Broschüre, sondern im besonderen Maße die Tatsache der ständigen und bewussten Zurücksetzung Tiroler Komponisten seitens gewisser Groß-Stadt-Kreise (Wien). Ein neuerlicher Beweis hiefür ist der von Prof. Dr. Joseph Marx halbamtliche Künstler (-Musiker) Almanach, der unter der Rubrik Tirol" überhaupt keinen in Tirol geborenen (und lebenden) Komponisten aufscheinen lässt".
Die 1. Sitzung fand bezeichnenderweise im "Wolkensteinerzimmer" im Hotel Grauer Bär in Innsbruck statt. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft haben den Tiroler Altmeistern besondere Verehrung zukommen lassen, vor allem Oswald von Wolkenstein (ca. 1376-1445). Josef Eduard Ploner brachte den Vorschlag ein, die Vereinsbezeichnung noch durch den Namen des herausragenden Tiroler Renaissancekomponisten Leonhard Lechner ( 1606) zu ergänzen. Damit sollte die "ernste Richtung" dieser Arbeitsgemeinschaft betont werden.
Man hatte sich nämlich geeinigt, nur in Tirol geborene und in Tirol (einschließlich Südtirol) lebende Komponisten als Mitglieder zu akzeptieren. Man entschied sich weiters nur für die Aufnahme von Komponisten "ernster Richtung". Als endgültige Vereinsbezeichnung wurde schließlich Arbeitsgemeinschaft Tiroler Komponisten Innsbruck gewählt. Bei dieser Gründungssitzung am 5. 3. 1934 waren anwesend Artur Kanetscheider, Karl Senn, Karl Koch, Josef Eduard Ploner, Emil Belanda und Albert Riester. Zum Vorsitzenden wurde Karl Senn bestimmt. Die Funktion des Schriftführers wurde Emil Berlanda, jene des Kassiers Dr. Albert Riester anvertraut. Die restlichen Komponisten wurden Beisitzer. Eine Zusammenkunft sollte jeden zweiten Montag im Monat stattfinden. Dies wurde jedoch nicht planmäßig eingehalten. In den Sommermonaten entfielen die Sitzungen zumeist gänzlich. Sitzungsorte waren Innsbrucker Gastlokale, 1934 insbesondere ein Extrazimmer im Café Gasser, dann noch das Gasthaus Happ, Gasthaus Innrain, Gasthaus Gruber, Gasthaus Wilder Mann, ab 1936 hauptsächlich das Hotel Grauer Bär und in der zweiten Jahreshälfte von 1937 vor allem das Gasthaus Happ in der Altstadt.
Josef Eduard Ploner informierte die Tiroler Tagespresse in einer Aussendung über die Gründung der ATK: "Diese Arbeitsgemeinschaft ist eine freie unpolitische Vereinigung aller Komponisten ernster Richtung, die in Tirol (einschließlich Südtirol) geboren sind und im Lande leben. Die Arbeitsgemeinschaft bezweckt in erster Linie die Förderung des zeitgenössischen Schaffens ihrer Mitglieder im Rahmen aller möglichen Veranstaltungen (Rundfunk, Konzerte usw.)" (Sitzungsprotokoll 5. 3. 1934, dort Wortlaut der "Zeitungsnotiz"). Neben der Durchsetzung des eigenen Werks sollte aber auch ein "Kampf gegen seichte und volksfremde Musik" geführt und durch "äußeren Zusammenschluss [ ] eine innere Geschlossenheit" dokumentiert werden (Berlanda, S. 141f.). Über die Aufnahme von Mitgliedern entschied ein "dreigliedriger Prüfungsausschuss". Anmeldungen und Zuschriften waren an den Vereinsvorsitzenden Karl Senn zu richten.
Neben den Vorstandsfunktionären und Gründungsmitgliedern wurden bald auch Peter Marini, Anton Schiechtl und Josef Gasser Mitglieder der ATK. In der Sitzung vom 1. Oktober 1936 wurde mitgeteilt, dass sich Hermann Josef Spiehs, Lehrer in Imst, um Aufnahme in die ATK bewirbt. Dieses Ansuchen wurde in der Sitzung vom 4. Jänner 1937 befürwortet. In einer der folgenden Zusammenkünfte wurde diese Aufnahme schon in Zweifel gestellt. Emil Berlanda schreibt im Protokoll der Sitzung vom 11. Februar 1937: "Spiehs in Imst hat ein Werkverzeichnis eingesendet, aus dem hervorgeht, daß die kompositorische Tätigkeit Spiehs" nicht in dem Maße vorhanden erscheint, die normalerweise für die Aufnahme als Mitglied der ATK erforderlich ist. Dies führt zur trockenen Feststellung, daß die Aufnahme vom 4. 1. 37 voreilig erfolgt ist".
Als vordringliche Projekte wurden angesehen: Kontaktaufnahme mit der RAVAG (Radio-Verkehrs-Aktiengesellschaft) Wien, um dem Schaffen bodenständiger Tiroler Komponisten überhaupt und ein größeres Augenmerk zuzuwenden und die Einführung von "Eigensendungen" zu bewirken. So sollten zweimal monatlich in der Dauer "von vorläufig mindestens je einer halben Stunde" Kompositionen der Mitglieder der ATK gesendet werden. Auch wurde in der ersten Sitzung angeregt, fallweise die Aufführungen des Pfarrchores in Innsbruck (an Sonntagen) durch den Rundfunk anstelle der Wiener Sonntagsgottesdienste zu übertragen. Emil Berlanda schreibt im Sitzungsprotokoll weiter: "Ein besonderes Augenmerk sei darauf zu richten, daß ein bestimmter Prozentsatz von Tiroler Komponisten bei den verschiedenen Konzerten in Innsbruck (durch den Musikverein bzw. durch Konzertunternehmungen) zur Aufführung kommen". Dies sollte durch eine Aussprache mit dem Sekretär des Innsbrucker Musikvereins Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Fischer in die Tat umgesetzt werden.
In seiner Autobiographie berichtet Emil Berlanda über die durch die ATK ermöglichten Aktivitäten im Jahr 1934: "Die im Jahr 1934 fallenden, auf Initiative der ATK zurückgehenden Veranstaltungen betrafen: Liederstunde in RAVAG am 23. Mai mit Anne Michalsky, Georg Maikl und Otto Schulhof (als Begleiter) [laut Sitzungsprotokoll Datum für dieses Konzert 27. Mai 1934, 17. 20 Uhr, mit Aufführung von Liedern der damaligen ATK-Mitglieder Marini, Ploner, Kanetscheider, Senn, Schiechtl, Riester, Berlanda sowie des 3. Satzes der A-Dur-Klaviersonate von Josef Gasser], Orgelkonzert in der Stadtpfarrkirche St. Jakob mit Dr. Hellmuth Müllner am 2. Oktober und der Kammermusikabend mit dem Wiener Schulz-Quartett vom 9. November. Neben den in diesen Konzerten ermöglichten Aufführungen [ ] ergab sich [ ] noch ein Schriftenwechsel mit Dr. Engelbert Schwarz, Mitarbeiter im Lektorat zur Förderung des Deutschtums in der Reichssendeleitung Berlin und mit dem Leiter dieser Stelle Oskar Jölli" (Berlanda, S. 142).
Für das Konzert in Radio Wien hatte Josef Eduard Ploner eine Einführung verfasst. In der Juni-Sitzung 1934 (ohne Tagesdatum) wird die Besprechung in der Programmzeitschrift Radiowelt über die Sendung Tiroler Komponisten als sehr unzureichend beklagt. Es erschien den Mitgliedern der ATK gerade in ihrer Anfangsphase als besonders wichtig, von der Musikkritik entsprechende positive Resonanz zu erhalten. Darum kam es wiederholt zum Teil zu scharfen Entgegnungen.
In der Besprechung des Kammerkonzerts vom 9. November 1934 hatte der Musikkritiker des Tiroler Anzeigers, Prof. Löwe, die Lieder von Albert Riester nicht erwähnt. Daher richtete die ATK an ihn folgendes Schreiben, das im Protokoll der Sitzung vom 20. November 1934 im Auszug zitiert ist: "S[ehr] g[eehrter] H[err] Prof[essor]: In Ihrer Besprechung im Abendblatt des T[iroler] A[nzeigers] ist ein Mitglied unserer Arb[eits]gemeinschaft absichtlich oder unabsichtlich unerwähnt geblieben. Paul Merkel, einer der führenden Kritiker, bezeichnet in den Leipziger Nachrichten das Totschweigen einer im Programm aufscheinenden Person als die größte journalistische Unanständigkeit ". Wir erwarten ".
Die Unstimmigkeiten mit dem Musikkritiker wurden nicht bereinigt, sondern sind im Gegenteil eskaliert. Daraufhin hat die ATK Prof. Löwe zu einer Aussprache eingeladen. In der Sitzung vom 7. April 1935 wird diesbezüglich zu Protokoll gegeben: "Fall Prof. Löwe: L[öwe] hat auf unsere Einladung nicht reagiert und hat einen 3 Seiten langen Brief an die ATK geschrieben, in dem er sich auf alle möglichen Arten herauszuwinden versucht, ohne jedoch auf den Kern der Sache selbst einzugehen. Daher: Schreiben an Prof. Löwe mit nachstehendem Inhalt: Sehr geehrter Herr Prof[essor]. Aus Ihrem Schreiben haben wir entnommen, daß unsere Ansichten trotz unseres guten Willens noch immer weit auseinandergehen. Die von Ihnen in Ihrem gesch[ätzten] Schreiben angeführten Punkte drücken nicht das aus, was wir in mehrfachen Fällen Ihrer Besprechungen einzuwenden gehabt haben. Sie sehen doch wohl selbst, daß auf schriftlichem Wege eine Klarstellung nicht zu erreichen ist, weshalb wir Sie gebeten haben, zwecks Bereinigung der in Rede stehenden Angelegenheit zu einer mündlichen Aussprache zu erscheinen. Wir bitten Sie nochmals zur Kenntnis zu nehmen, daß uns jede Beleidigung vollständig ferne gelegen ist und hoffen, daß Sie sich doch bereitfinden, uns die Ehre einer persönlichen Aussprache zu erweisen. Es ist uns vor Ostern leider nicht möglich, eine Zusammenkunft zu vereinbaren Wir bitten Sie daher, selbst einen geeigneten Zeitpunkt zu bestimmen. Hochachtungsvoll ".
Zu einer solchen harmonisierenden Begegnung scheint es nicht gekommen zu sein, denn im Protokoll vom 15. Jänner 1937 wird von einem weiteren ernsten Vorfall im Konflikt mit Prof. Löwe berichtet: Das "Konzert am 9. Jänner [1937] fand in der Presse geteilte Beurteilung. Die im Falle [Tiroler] Anzeiger/Löwe zu einem brieflichen Angriff Marini - Löwe führte. Marini hat noch andere Briefe losgelassen, so z. B. an Straffner, Fischer (Bürgermeister), Skorpil, Koch u. a. Auch wurde die vollständige Ignorierung der Frau Haupolter [Emma Hampl-Haupolter, Sopran] in der Besprechung des Tiroler Anzeigers vom 11. 1. 37 seitens Marini zum Anlasse genommen, sie zu bewegen, ihre Mitwirkung am Pfarrchor derzeit einzustellen u[nd] zw[ar] bis zur Regelung bzw. Rehabilitierung. Wenngleich das Vorgehen und der Briefwechsel Marinis aus Persönlichem erfolgte, so musste doch der Antrag zum Beschluss erhoben werden, dass bei hinkünftigen derartigen Fällen auf das Vorgehen bzw. die Art der Kritik als solche entweder überhaupt nicht eingegangen wird, oder seitens der ATK selbst als Vereinigung ein bezügliches sachliches, kurzes Schreiben abgefasst wird".
Für den Kammermusikabend am 9. November 1934 wird im Protokoll vom 20. November 1934 ausdrücklich ein "sehr guter Besuch" erwähnt. Der Innsbrucker Musikvereinssaal war nahezu ausverkauft. Dies erklärt sich vor allem aus der Verpflichtung der Mitglieder der ATK, je 35 Stück der Eintrittskarten zum Verkauf übernehmen. Diese Regelung sollte laut Sitzungsprotokoll auch künftig eingehalten werden. Die Anzahl der zu vertreibenden Eintrittskarten wurde aber auf je 10 Stück gesenkt. Später wird in der Sitzung vom 13. April 1937 folgende Variante festgelegt: "Um bei eigenem Verschleiß von Karten für Konzerte der ATK in Hinkunft zu vermeiden, daß die gleiche Person, die mehreren Mitgliedern der ATK bekannt ist, nicht öfters von Verschiedenen zum Ankauf der Karten verhalten wird, wird beschlossen, ein Verzeichnis aller Bekannten aufzulegen und den Kartenverkauf bezirksweise durchzuführen".
Auf dem Programm des Kammerkonzerts am 9. November 1934 mit dem Toni-Schulz-Quartett aus Wien standen u. a. die Uraufführung des Streichquartetts op. 87 von Karl Senn und die Uraufführung der Musik für vier Streichinstrumente op. 22 von Emil Berlanda.
Für Dezember 1934 war zudem noch ein Konzert mit dem Innsbrucker Kammerchor geplant, den Toni Schiechtl leitete. Wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen Chormitgliedern und ihrem Chorleiter wurde es notwendig, das Konzert einen Tag vor der geplanten Aufführung am 7. Dezember abzusetzen. Das Projekt wurde verschoben. In der Sitzung vom 17. Dezember 1934 beschäftigten sich die Mitglieder der ATK mit dieser Problematik. Im Protokoll ist zu lesen: "An eine Abhaltung des Konzerts ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen wie sie im Kammerchor bestehen nicht zu denken. Für dieses fragliche Konzert hat Schiechtl u. a. einen Chor (Balladeske Verdorben-Gestorben) von Berlanda zur Aufführung angenommen, der infolge seiner Schwierigkeit den Anstoß zu einem Konflikt zwischen den Mitgliedern des Kammerchores und seinem Dirigenten [Schiechtl] gab. Auf das Ersuchen Berlandas, dieses Werk vom Programm abzusetzen, ging Schiechtl jedoch nicht ein".
In der nächsten Sitzung vom 8. Jänner 1935 berichtet Ploner über die Versammlung des Innsbrucker Kammerchores: "Schiechtl hat die Leitung des Chores niedergelegt. Daher wurde der Kammerchor in seiner bisherigen Art aufgelöst und neu gegründet [handschriftlicher Nachtrag im Protokoll Berlandas von Ploner:] Der Chor steht im Dienste arteigener Kunstrichtung". Die Leitung hat Jos[ef] Ed[uard] Ploner. Das Konzert wird voraussichtlich Anfangs Feber 1935 mit demselben Programm (ausgenommen Berlanda) stattfinden".
In der Sitzung vom 1. Februar 1935 wird festgehalten, dass Anton Schiechtl aus der ATK ausgetreten ist. Bei der folgenden Sitzung am 15. Februar 1935 wird auch über die fortgesetzte Abwesenheit Karl Kochs bei Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft gesprochen. Er sei darum nicht mehr als vollwertiges Mitglied anzusehen.
In der Sitzung vom 21. Mai 1935 berichtet Ploner über seinen Besuch bei Koch. Koch war trotz wiederholter Einladungen, die Sitzungen zu besuchen, nicht erschienen. Er hätte sich stets davor gedrückt, Eintrittskarten zu verkaufen und sich tatkräftig für die Anliegen der ATK einzusetzen. Koch rechtfertige sich mit dem Argument, dass bei Aufführungen der ATK vor allem weltliche Kompositionen zum Zuge kämen. Er wäre aber nicht dahingehend zu bewegen, seine Mitgliedschaft aufzugeben. Koch glaube jedenfalls an die moralische Macht der ATK. So wurde er als Mitglied weiterhin formell akzeptiert. Im Sitzungsprotokoll vom 9. November 1937 wird vermerkt, dass Koch den Mitgliedsbeitrag bezahlt habe. Bezüglich seiner Einstellung zur ATK habe sich nichts geändert: Er habe kein vitales Interesse daran, die Gegensätze zwischen Kirchen- und weltlicher Musik seien zu groß.
In Wirklichkeit wird sich Karl Koch nicht mit den offensichtlichen, sich mit den politischen Ereignissen immer mehr verstärkenden nationalistischen und antisemitischen Tendenzen bei der überwiegenden Mehrheit der Mitglieder der ATK einverstanden erklärt haben. Karl Koch war einer der wesentlichen Vertreter der katholischen Kirchenmusik und mit seiner durchwegs gedruckt erschienen Werken überregional bekannt. Die vielfach auch antiklerikale und antijudaistische Einstellung, beeinflusst durch die Ideologie der Nationalsozialisten, hatte auch viele Mitglieder der ATK erfasst. Wenn sich die ATK als eine "unpolitische" Vereinigung definiert, so ist damit vor allem die Distanz zum Austrofaschismus und Klerikalismus zu verstehen. Diese "Neutralität" schuf jedoch den Raum für das verstärkte Einwirken der zur Gründungszeit der ATK in Deutschland an die Macht gekommenen Ideologie des Nationalsozialismus. Vieles von diesem Gedankengut war schon allgegenwärtig im übertriebenen Patriotismus und verbreitetem Antisemitismus.
Antisemitismus explizit tritt erstmals in der Sitzung vom 1. Februar 1935 zutage. Emil Berlanda berichtet, dass ihm der Jüdische Kammerchor die Stelle als Chormeister angeboten habe, er sie jedoch aus "Prinzipgründen" abgelehnt habe. In seiner Autobiographie schreibt er darüber: "Im Dezember desselben Jahres [1934] flatterte ein Brieflein eines gewissen Richard Schwarz ins Haus, in dem geschrieben stand, man wünsche mich gerne in einer musikalischen Angelegenheit zu sprechen. Obwohl er wisse so fing Schwarz sein Gespräch an , dass ich eine ganz andere, als die ihm genehme politische Einstellung hätte, biete er mir die Leitung eines kürzlich in Innsbruck gegründeten Judenchores" an, der sowohl bei eigenen religiösen Festlichkeiten als auch in öffentlichen Konzerten in Erscheinung zu treten beabsichtige. Geboten wurde mir ein monatliches Entgelt von 200 Schilling, das war mehr, als mein monatlicher Nettogehalt bei der Post betrug. Trotz dieses finanziell äußerst verlockenden Angebotes musste ich ablehnen. In den darauf folgenden Jahren habe ich über ein allfälliges Bestehen eines solchen Chores in Innsbruck nichts gehört" (S. 145).
In der folgenden Sitzung vom 15. Februar 1935 hielt Ploner ein "Referat über [den] Jüdischen Kammerchor". Der Inhalt des Referats entfesselte eine hitzige Debatte. Berlanda schreibt dazu im Sitzungsprotokoll: "Bewegte Sitzung, trotzdem Berlanda wieder allgemein erklärte, die Stelle als Chormeister beim jüdischen Kammerchor nicht anzunehmen". Anscheinend hatten auch gemäßigtere Mitglieder die Partei Berlandas ergriffen. Berlanda führt weiter aus: "Ploner wird ziemlich aggressiv [ agressiv" von Ploner gestrichen, ersetzt durch deutlich"] und verlässt das Lokal". In der nächsten Sitzung am 28. Februar 1935 wird beschlossen, nach einiger Zeit Ploner wieder für die Mitwirkung zu gewinnen". Bei der Hauptversammlung der ATK am 14. März 1935 ist Ploner wiederum anwesend.
In der Generalversammlung vom 13. März 1937 in der Wohnung des Vorsitzenden Karl Senn wird von Ploner die grundsätzliche Einstellung der ATK gegenüber dem Bruder-Willram-Bund (BWB) zur Diskussion gestellt. Die Verbindung der ATK mit dem Bruder-Willram-Bund war bislang durchaus eng gewesen. Der Vorsitzende Karl Senn war seit 1927 Mitglied im BWB, vor allem schulte und leitete er über viele Jahre die Singbuben des BWB. Er schrieb auch zahlreiche Chöre und Bearbeitungen von Volksliedern für die Singbuben und für den gemischten Chor des BWB.
Der Bruder-Willram-Bund war in der Jugendfürsorge und im Kulturbereich engagiert tätig. Die Vereinigung auch gesellschaftlich potenter Mitglieder mit im austrofaschistischen Österreich zudem politisch relevanten Einfluss so hatte der Vorsitzende Hans Bator engste Kontakte zum Bundeskanzleramt in Wien ging auf den Kleriker Anton Müller Bruder Willram (1870-1939) zurück. Bruder Willram nahm sich verarmter Jugendlicher fürsorglich an, indem er ihnen z. B. Kostplätze verschaffte. Er war aber auch der Verfasser von leidenschaftlichen Kriegsgedichten und ein gesuchter Vortragender vorwiegend patriotisch dominierter Ansprachen.
Seit Herbst 1935 war die ATK Mitglied des Bruder-Willram-Bundes. Das kulturelle Zusammenwirken manifestierte sich z. B. in der am 7. März 1937 eröffneten Werkausstellung Kunst in Tirol, wobei jeder Komponist ein Werkverzeichnis und gedruckte Kompositionen bereitstellen musste, ebenso einen Lebenslauf und eine Werkbetrachtung. Die eingereichte Kurzbiographie Berlandas ist in seiner Autobiographie erhalten (S. 207ff.). Am Schluss enthält sie einige bemerkenswerte Gedanken zur Musikkritik: "Bei dieser Gelegenheit wäre auch festzustellen, dass eine Kritik für einen schaffenden Künstler nur dann von Wert ist, wenn die Beurteilung des gegenständlichen Werkes, sei sie nun positiv oder negativ, imstande ist, die für die Erreichung des vorgestreckten Zieles erforderliche Schaffensfreude des Komponisten anzuspornen und zu fördern. Urteile, die nur auf Lokalpatriotismus oder auf bewusste Negierung des Schaffens hinausgehen, sind nicht wert, Gegenstand weiterer Erörterungen zu sein. Gleichwie dem Publikum, so muss auch dem Kritiker selbst kompromisslos entgegengetreten werden, wenn es die innere Notwendigkeit des Komponisten voraussetzt. Das Gute an einem Werk wird auch trotz abfälliger Besprechung weiterhin fortleben, das Schlechte jedoch trotz oftmaliger glänzender Beurteilung aus vielfach durchsichtigen und undurchsichtigen Gründen von der Öffentlichkeit verschwinden" (S. 211).
Da der Bruder-Willram-Bund auf klerikale Wurzeln zurück ging und sich politisch im Austrofaschismus stark engagierte, suchte sich die ATK, in der der Nationalsozialismus immer mehr an Einfluss gewann, vom BWB zu distanzieren. In der Jahreshauptversammlung am 13. März 1937 stellte Ploner die Frage der grundsätzlichen Einstellung der ATK gegenüber dem Bruder-Willram-Bund zur Diskussion. Man einigte sich auf die Formulierung, dass "die Mitgliedschaft der ATK im BWB in einem Zweckbündnis zur Bekämpfung des Semitismus in Bezug auf die Kunst" bestehe. Als Kern der Zusammenarbeit wird die Befürchtung begründet: "Es geht nicht an, daß innerhalb der christlichsozialen Partei" weiterhin die Juden auch bei uns die seit langem versuchte Vormachtstellung mit der Zeit gar erringen". Die komplette Stellungnahme wurde in der Sitzung vom 24. März 1937 verlesen und zur Debatte gestellt. Da gegen ihren Inhalt kein Einwand besteht, wird sie als "Denkschrift" vervielfältigt und an folgende Stellen versandt: "Lektorat zur Förderung des Deutschtums in der Reichssendeleitung Berlin", "Auslandsstelle der R[eichs]m[usik]kammer", "Reichssendeleitung Berlin, Auslandssendungen".
In der Sitzung vom 3. Juni 1937 wird eine von Ploner verfasste "Statistik" über die "Vorherrschaft der jüdischen Musik in RAVAG Wien" vorgelesen. Nachdem die Mitglieder einige Abänderungen eingefordert hatten, wird der Text vervielfältigt und an folgende Stellen versandt: Deutscher Männergesangsverein Innsbruck, "Strobl Berlin", Reichsmusikkammer Berlin, Reichssender Stuttgart, Essener Nationalzeitung, Dr. Rosen in Leipzig, Deutsches Volksblatt Wien, Tiroler Sängerbund. Wie die teilweise Distanzierung vom Bruder-Willram-Bund versteht sich auch dieses Vorhaben vor allem als eine Anbiederung an deutsche Rundfunkanstalten, um zu Sendemöglichkeiten eigener Werke zu kommen.
Bei der Sitzung am 1. Juli 1937 war Dr. Ostheimer als Beauftragter des Nationalsozialistischen Kulturbundes anwesend. Berlanda erwähnt diesen Umstand in den Sitzungsprotokollen nicht, vermutlich, weil die NSDAP in Österreich damals verboten war, beschreibt hingegen den Zweck dieser Begegnung ausführlich in seiner nach dem Krieg verfassten Autobiographie: "Die Anwesenheit Dr. Ostheimers als Beauftragter des Nationalsozialistischen Kulturbundes bei der Sitzung am 1. Juli 1937 brachte die erste Bindung der ATK und einiger ihrer Mitglieder (Senn, Ploner, Marini, Kanetscheider, Riester und mir) an die NSDAP. Dies besonders deshalb, weil eine Verbindung mit der Reichskultur(Reichsmusik)kammer für Aufführungen im Reich unerlässlich geworden war. Senn und Ploner als besonders völkisch-orientierte Mitglieder der ATK wurden noch im Juli [1937] in der Ordination Dr. Ostheimers auf den Führer Adolf Hitler vereidigt" (S. 206).
In der Sitzung vom 25. Oktober 1937 berichtet Ploner, dass er aufgrund einer an ihn gerichteten Zuschrift die Information erhalten hat, dass "Kappl [in] Graz die Gründung eines arischen österr[eichischen] Komponistenbundes in die Wege leiten will". Es wird beschlossen, an Kappl in Karldorf bei Graz, weiters Astl in St. Pölten und Miksch in Leoben "je eine Ausfertigung der Denkschrift über die Vorherrschaft der jüdischen Musik in Radio Wien" zu senden. Bereits in der Sitzung vom 3. September 1937 hatten die Mitglieder der ATK selbst über die Schaffung eines auf "arischer Basis" beruhenden alpenländischen Komponistenbundes diskutiert.
Bereits in der ersten Zeit nach ihrer Gründung 1934 hatte sich die ATK um Kooperationen bemüht, um ihre Ziele effizienter durchsetzen zu können. So wurde in der Sitzung vom 23. April 1934 die "Schaffung von Arbeitsgemeinschaften in den anderen Alpenländern" angeregt. In der Sitzung vom 8. Jänner 1935 beschäftigten sich die Mitglieder der ATK erneut mit der Frage nach der "Gründung einer Alpenländischen Komponisten-Gemeinschaft durch die Zusammenfassung aller Komponisten ernster Richtung in den einzelnen Alpenländern (Österreich)". Am 31. April 1935 ergeht ein "Schreiben an [die] Tiroler Landmannschaft wegen gegenseitiger Unterstützung".
Wesentlich war und blieb in der ATK aber die Bemühung um Aufführungsmöglichkeiten von Werken der einzelnen Mitglieder. Besonders erwartungsfroh richteten die Mitglieder der ATK ihre Blicke dabei auf die deutschen Reichssender. Und sie wurden auch teilweise nicht enttäuscht. In der Sitzung vom 25. Juni 1936 war der in der Reichssendeleitung tätige ehemalige Sendeleiter in Stuttgart, Karl Maria Topitz, im Grauen Bären anwesend. Mit ihm wurde die Durchführung eines "Tiroler Konzerts im Deutschen Rundfunk" erörtert.
Am 1. Oktober 1936 hat der in der Reichssendeleitung in Berlin tätige Andreas Jölli den ihn durch frühere Kontakte bekannten Vorsitzenden der ATK, Karl Senn, in Innsbruck besucht und die Sendung eines Kammermusikabends im deutschen Rundfunk in Aussicht gestellt. Im Sitzungsprotokoll vom 10. November 1936 ist zu lesen: "Jölli aus Berlin hat eine Sendung Tiroler Komponisten" (im Leipziger Sender) für den 15. Dezember [19]36 durchgedrückt [ ]. Das Aufführungsmaterial ist bereits von Jölli nach Leipzig gesendet worden". In der Sitzung vom 15. Dezember 1936 wird über dieses Konzert berichtet: "Durch den Ausfall des bekannt gegebenen Sängers Elmer von John, für den [J. M.] Hauschild eingesprungen ist, ist das Programm derart umgestaltet worden, daß vom ursprünglichen fast nichts mehr übrig blieb. Marini, Gasser und Berlanda fielen von Vorneherein weg. Zur Aufführung kamen Lieder von Riester und Karl Senn, Ploner und Kanetscheider, die Musik für Geige und Klavier von Senn und Trio Fantasie für Geige, Cello und Klavier von Kanetscheider [ ]. Der Eindruck, den diese Sendung machte, war jedoch kein überwältigender. Es wurde gekürzt, gestrichen, unrichtig gesungen usw., jedenfalls war dies eine Sendung, deren Niveau weit unter dem sonstigen Durchschnitt war".
Karl Senn schickte an Andreas Jölli eine kritische Stellungnahme. Daraufhin erhielt er als Antwort die Versicherung, dass Anfang Februar 1937 die Sendung mit Musik Tiroler Komponisten, diesmal im Sender Stuttgart, wiederholt würde, unter Einbeziehung der bei der Leipziger Sendung nicht berücksichtigten Komponisten. In der Sitzung vom 15. Jänner 1937 wird zu diesem Sendevorhaben festgestellt: "Die in der letzten Sitzung angekündigte Sendung in Stuttgart findet am 1. Feber 1937 statt. Titel Das Land im Gebirge. Vortragsfolge umfasst Lieder von Gasser, Berlanda, Marini und Senn sowie literarische (Gedichte) Einlagen Tiroler Dichter".
Über das Konzert wird im Sitzungsprotokoll vom 1. Februar 1937 angeführt: "Sendung. Reichssender Stuttgart: Das Land im Gebirge. Dichtung und Musik. Gesänge von Gasser Berlanda Marini und Senn. Sehr gute Aufführung. Diese Sendung wurde angeblich auf Schallplatten aufgenommen und soll in der Folge von einem anderen deutschen Reichssender ins Programm aufgenommen und gesendet werden". Dazu steht im Protokoll der Nachtrag: "Nach Mitteil[un]g Jölli an Senn sind die Werksplatten mißglückt, so daß eine weitere Sendung (Aufnahme) nicht stattfinden konnte. 20. 2. 37".
Anfang des Jahres 1937 hatte die ATK ein Rundschreiben an alle Sendeleitungen in Deutschland verschickt, mit dem Inhalt, dass Aufführungen von Kompositionen ihrer Mitglieder nur einvernehmlich mit der ATK erfolgen sollten. Im Protokoll der Sitzung vom 11. Februar 1937 ist dazu angemerkt: "Auf die seinerzeitigen Rundschreiben an alle deutschen Reichssender betreffend Österreichische Musik an allen Montagen in einem der Reichssender", in dem die unmittelbare Fühlungnahme und Programmfestsetzung nur im Einvernehmen mit der ATK und nicht auf dem Umweg über Wien ausgesprochen wird, hat der Sender Breslau um klare und mögliche Programmvorschläge gebeten. Es sind daher in kürzester Zeit solche Programmvorschläge auszuarbeiten und nach Breslau weiter zuleiten". Besonders bemerkenswert ist die Erwägung, nicht nur Werke der Komponisten der Arbeitsgemeinschaft für das Programm vorzusehen, sondern auch "eine Sammlung alten tirolischen Musikgutes Lechner Nagiller Mayrl Gänsbacher etc. heranzuziehen und auch diese alten Komponisten den einzelnen Sendeleitungen in Vorschlag zu bringen". Die Programme sollten strukturell geplant sein etwa in der Folge: "Lied Chor u[nd] Kammermusik Orchesterwerke, Tiroler Volkslieder Bearbeitungen".
In der Sitzung vom 24. März 1937 wird von weiteren Vorhaben in deutschen Reichsendern berichtet. So ist im Deutschlandsender für den 4. April eine "Liedersendung durch Frl. Edith Hölzl" mit dem Titel Frühling in Tirol vorgesehen. Am 30. März 1937 gelangt im Reichssender Leipzig das Streichquartett von Karl Senn op. 87 zur Aufführung.
In der Zusammenkunft der Vereinsmitglieder am 18. Mai 1937 berichtet Albert Riester ausführlich über seine Deutschlandreise, wo er insbesondere Kontakte zu "maßgebenden musikalischen Personen" geknüpft und vor allem die Reichssender aufgesucht hatte. Auch informierte er die betreffenden Stellen von der Existenz der ATK und warb für die Sendung von Werken ihrer Mitglieder. Zu diesem Zweck sollten Kompositionen an die jeweiligen Sendeanstalten verschickt werden. Die Zusendung an alle Sender sollte möglichst gleichzeitig erfolgen, damit die Dirigenten und Sendeverantwortlichen die Programmauswahl entsprechend zeitgerecht vornehmen konnten. Dies gestaltete sich jedoch schwierig, weil die meisten Werke der Komponisten der ATK nicht verlegt und so nur handschriftlich in geringer Anzahl verfügbar waren. Daher wurden an die entsprechenden Reichssender Programmvorschläge mit Aufführungsdauer der Kompositionen verschickt. Zudem wurde als Vertrauensmann, der die Belange der ATK bei den diversen Sendeanstalten wahrnehmen sollte, Dr. Waldemar Rosen von Albert Riester gewonnen. Rosen hatte in Innsbruck studiert und war so mit den hiesigen Kulturverhältnissen vertraut. Die ATK räumte ihm die Vollmacht ein, ihre Interessen insbesondere im Reichssender Leipzig zu vertreten. So wird ihm auch die oben bereits erwähnte Rundfunkstatistik Ploners zur Kenntnis gebracht. Außerdem setzte man Hoffnungen auf Rosens Beziehungen zu verschiedenen Verlegern in Deutschland. Dr. Rosen sollte auch gewährleisten, dass die entsprechenden Verhandlungen über Sendungen nicht über Wien umgeleitet, sondern direkt zwischen den Sendeleitungen und der ATK durchgeführt werden. Für andere Reichssender z. B. Berlin, Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart hatte Albert Riester mit führenden Mitarbeitern im Kulturbereich Kontakte geknüpft. Insbesondere erwarteten sich alle Reichssender auch Programmvorschläge mit Volksliedbearbeitungen, explizit "Suiten über Volkslieder in kleiner Orchester- (und Chor-) Besetzung und Weihnachts- und Krippenlieder". In der Euphorie der neuen Möglichkeiten, den der Bericht Riesters in Aussicht stellte, wurde in der gleichen Sitzung die Schaffung eines "alpenländischen Komponistenbundes mit Innsbruck als Zentrum" angeregt.
In der Sitzung vom 18. August 1937 wird ein Schreiben vom Berliner Konzert- und Kunstvermittler Alfred Bierschwalle verlesen, der anführt, dass ihm die Zusendung von Werkverzeichnissen allein nicht genügt, da die Dirigenten die Partituren einsehen wollen, um sich ein Vorstellung von der Qualität der entsprechenden Werke machen zu können. Er ersucht daher um Übermittlung von Partituren. Die ATK legt Bierschwalle daraufhin nahe, sich vom Leipziger Sender die Partituren kommen zu lassen, da es mangels Abschriften sonst nicht möglich wäre, seinem Wunsch nachzukommen. Daraufhin ersucht Bierschwalle um ein Verzeichnis sämtlicher in Deutschland liegender Werke der ATK-Mitglieder, "gleichgültig ob sie von der ATK dienstlich oder von ihren Mitgliedern persönlich an bestimmte Stellen im Deutschen Reich gesendet" worden waren, wie in der Niederschrift von der Sitzung am 11. Oktober 1937 vermerkt ist. In der Sitzung vom 25. Oktober 1937 wird daraufhin entschieden, dass bis zur nächsten Sitzung dem Schriftführer alle jene Werke bekannt zu geben wären, die aufgrund persönlicher Beziehungen von jedem einzelnen Mitglied der ATK nach Deutschland geschickt worden waren. In der Sitzung vom 15. November 1937 wird dieses Verzeichnis eingemahnt mit dem Zusatz im Protokoll, dass die Reinschrift dem Vorsitzenden zu übergeben sei. Einen weiteren Erfolg verbuchte die ATK im Reichssender Köln. Beim Treffen der ATK am 22. November 1937 wurde ein Schreiben des Kölner Intendanten Dr. Toni Winkelnkemper verlesen, der Lieder und Kammermusikwerke sowie Klavierstücke anfordert.
Um die Vervielfältigung der Kompositionen den neuen Anforderungen entsprechend zu beschleunigen, hatte sich die ATK bereits in ihrer Sitzung vom 1. Oktober 1936 mit der Idee beschäftigt, die in Innsbruck ansässige Verlagsanstalt Kifa auf eine "in letzter Zeit hergestellte Notenschreibmaschine" aufmerksam zu machen "und sie zum eventuellen Ankaufe zu bewegen".
Im Sitzungsprotokoll vom 10. November 1936 wird festgehalten, dass von der "Notenschreibmaschinenfabrik" ein Prospekt eingelangt sei. Diese Notenschreibmaschine ist auch ein Thema in der Sitzung vom 18. Dezember 1936. Im Protokoll ist zu lesen: "Die vermehrte Aufführungsmöglichkeit von Werken der ATK-Mitglieder lässt die Frage einer Noten-Vervielfältigungsmöglichkeit neuerlich zur Erörterung kommen. Die heute zur Verfügung stehenden Apparate kommen sehr hoch zu stehen, womit vorläufig der Ankauf einer solchen noch hinausgeschoben wird". In der Jahreshauptversammlung vom 13. März 1937 wird schließlich der Plan eines eventuellen Ankaufs vorläufig nicht weiter verfolgt: "Bezüglich der Notenschreibmaschine, die immerhin noch einige technische Mängel aufweist (Unklarheit der Hilfslinien etc.) wird beschlossen, gegenwärtig von einem Ankauf abzusehen und zuzuwarten".
Natürlich bemühte sich die ATK auch in der engeren Heimat und in Österreich um die Aufführung ihrer Werke. So wurde durch Vermittlung Ploners ein Konzert Tiroler Komponisten in Leoben initiiert. Vorgesehen war die Aufführung von Liedern und Chorwerken. Bei der Sitzung am 1. Oktober 1936 wird zu Protokoll gegeben, dass das Konzert in Leoben "wie überhaupt alle Veranstaltungen behördlich verboten" wurde. Es wurde daher eine "Verschiebung notwendig". In der Sitzung vom 18. Dezember 1936 wurde das Konzertverbot in Leoben "zum Anlass genommen", den Kulturreferenten der Tiroler Landesregierung, Dr. Robert Skorpil, zu ersuchen, in "Wien" nähere Erkundigungen "über den Grund und [die] Dauer des Konzertverbots" einzuholen. Über eine Beantwortung des Antrags ist nichts bekannt geworden. In der Sitzung vom 15. Jänner 1937 wird ohne weiteren Kommentar mitgeteilt, dass das Konzert in Leoben im März 1937 stattfinden werde. Das Konzert wurde schließlich am 11. Oktober 1937 mit Werken von Ludwig Thuille, Artur Kanetscheider, Peter Marini, Josef Gasser, Joseph Eduard Ploner, Karl Maria Pembaur, Josef Pöll und Karl Senn durchgeführt.
In der Zwischenzeit hatte Ploner in St. Pölten vom dortigen Dirigenten der Musikvereinskonzerte Prof. Christian Artl die Zusicherung für ein Chor-Orchesterkonzert Tiroler Komponisten erhalten, das im April 1937 abgehalten werden sollte. Emil Berlanda reichte zu diesem Zweck seine Suite für Orchester op. 13 ein. Er schreibt in seiner Autobiographie: "Von op. 13 ging eine neue Partitur-Reinschrift an Robert Keldorfer [in] Linz, kam aber von ihm wieder zurück, weil er in der Wintersaison 1936/37 keine Unterbringungsmöglichkeit dieses Werkes in seinen laufenden Konzerten sah. Im Sender München hatte man plötzlich meine seit 1934 dort erliegende Partitur dieses Werkes entdeckt, die man mir sogleich wieder zusandte. Eine dieser zurückkommenden Partituren übergab ich Dr. Senn für Prof. Christian Artl in St. Pölten, weil er im Rahmen der Musikvereinskonzerte für April 1937 einen Abend Tiroler Komponisten plante (Artl ist 1875 in Südtirol/Neumarkt geboren worden). Die Tatsache aber, dass dieser gezwungen war Leicht-Verständliches zu bringen, um das wenige Publikum, das die Konzerte noch besucht, zu erhalten", führte noch im Dezember zu einer Ablehnung. Ich solle aber doch Artl meine neue Streichersuite [Kleine Suite im alten Stil für Streichorchester op. 33 (1936)] zukommen lassen, da er hiefür Interesse hätte und ihre Aufführung vielleicht eher durchsetzen könne, weil sie nach meiner Aussage einem diatonisch eingestellten Publikum zusagen" dürfte" (S. 173f.).
In der Sitzung vom 30. September 1937 wird durch ein Schreiben des Männergesangsverein St. Pölten den Mitgliedern der ATK zur Kenntnis gebracht, dass das "ursprünglich festgesetzte Programm" geändert werden müsse, weil es dem Verein aus finanziellen Gründen nicht möglich sei, ein Orchester zu verpflichten. Es könnten daher im für den 20. November 1937 festgesetzten Konzert nur Chorwerke aufgeführt werden.
Um die Konzerttätigkeit zu intensivieren, wurden bereits in der Sitzung vom 31. April 1935 "Austauschkonzerte" angeregt. So wurde beschlossen, an die jeweiligen Musikdirektoren in Graz und Salzburg in dieser Angelegenheit ein Schreiben zu richten. Geplant war die Aufführung von Tiroler Komponisten durch Vereinigungen in Salzburg und in Graz sowie die Aufführung von Steirer und Salzburger Komponisten durch die ATK in Innsbruck. In der vorhergehenden Sitzung am 7. April 1934 wurde der Plan erörtert, ein Orchesterkonzert mit "Dr. Richard Strauss als Dirigent" zu realisieren. Auch wurde in Erwägung gezogen, überregional agierende Tiroler Künstler, u. a. den in München wirkenden arrivierten Konzertpianisten Josef Pembaur d. J. für Konzerte in Innsbruck zu gewinnen, möglichst mit Programmen, die auch Werke der Komponisten der ATK enthalten. Alle diese Vorhaben konnten jedoch nicht realisiert werden. In der Sitzung vom 4. Jänner 1937 wurde "das Problem der Austauschkonzerte" erneut "angeschnitten".
Als großen Erfolg konnte es die ATK verbuchen, dass am 10. Juni 1935 ein Orchesterkonzert der RAVAG Wien ihrem Werk gewidmet war. Zur Sendung gelangten, gespielt von den Wiener Symphonikern (ursprünglich waren die Wiener Philharmoniker vorgesehen), unter dem Dirigenten Friedrich Hartmann u. a. die Orchestersuite op. 13 vom Emil Berlanda und die Uraufführung des Orchesterwerks Sonnenmorgen. Hymnus für Orchester op. 23/1 von Karl Senn sowie dessen Ouvertüre zum heiteren Spiel und die Tanzsuite für Orchester, weiters "Gesänge" von Karl Koch und Artur Kanetscheider.
Die Anwesenheit des Sektionsrats Dr. Wolf vom Unterrichtsministerium in Wien bei der Sitzung am 11. Juni 1935 gab Anlass, wesentliche Anliegen der ATK zu besprechen. Vordringlich erschein der ATK natürlich die Frage der Neubesetzung des Innsbrucker Musikdirektors, der ja unter anderem die Konzerte des Innsbrucker Musikvereins leitete und so die Möglichkeit eröffnen konnte, auch groß besetzte Orchesterwerke aufzuführen. Diese Neubesetzung wurde durch den Weggang von Rudolf Kattnigg 1933 und durch das Unvermögen seines Nachfolgers, Generalmusikdirektor Dr. Richard von Alpenburg aus Münster in Westfalen, eines gebürtigen Tirolers, erforderlich. Nach dem Wiener Erfolg wünschten sich die Mitglieder der ATK nachdrücklich Prof. Dr. Friedrich Hartmann als neuen Innsbrucker Musikdirektor, der u. a. an der Wiener Musikakademie als Theorielehrer wirkte. Sektionsrat Dr. Wolf war aber gegen die Vergabe dieser Stelle an Dr. Friedrich Hartmann. Emil Berlanda schreibt dazu im Sitzungsprotokoll: "Dieser sei für Tirol nicht der richtige Mann. Auch die Tatsache, dass Hartmann durch das sehr gut ausgeführte Orchesterkonzert am 11. Juni 35 unser in ihn gesetztes Vertrauen bestätigt hat, vermochte nicht, Dr. Wolf umzustimmen und seine gegen Hartmann vorgebrachten Einwendungen abzuschwächen". Da die ATK Parteistellung bei der Ernennung des Innsbrucker Musikdirektors hatte, wurde vom
Vorsitzenden des Bruder-Willram-Bundes Hans Bator angeregt, für Hartmann einen Ersatzmann namhaft zu machen. Die Mitglieder der ATK brachten daraufhin ihren Vorstand Dr. Karl Senn in Vorschlag. Ein weiterer Bewerber war Dr. Wassermann, der den Mitgliedern der ATK aber nicht entsprach, weil "seinem bisherigen Wirkungsort nach zu schließen, eine Gewähr nicht geboten erscheint, die auf ein Interesse Wassermanns an dem Schaffen Tiroler Komponisten schließen ließ".
Die Angelegenheit der Neubesetzung des Innsbrucker Musikdirektors wurde naturgemäß sehr ernst genommen. Berlanda notiert im Sitzungsprotokoll: "Anzunehmen ist, daß durch ihre Mitbestimmung in der Frage der Besetzung des ausgeschriebenen Direktorenpostens die ATK für den Fall, daß der von ihr vorgeschlagene und vom Bundeskanzler bestätigte Bewerber den erhofften Anforderungen nicht entsprechen sollte, dafür in gewisser Beziehung verantwortlich sein wird".
Bei der Sitzung am 12. Juni 1935 stellte sich u. a. Fritz Weidlich aus Wien den Mitgliedern der ATK vor. Er hinterließ Eindruck, und Berlanda vermerkt: "soll zum Vorspielabend zugelassen werden".
In derselben Sitzung formulierte die ATK einen Brief an den einflussreichen Vorsitzenden des Bruder-Willram-Bundes, Hans Bator: "Sehr geehrter Herr Rat Bator! In unserer Sitzung vom 12. Juni 1935 sind wir nach reiflicher Überlegung in Angelegenheit der Stellenbesetzung des Musikvereinsdirektors zum Entschlusse gekommen, dass sich die ATK nach wie vor für den Prof. Dr. Hartmann entscheidet. Wir ersuchen daher, Ihren Einfluß dahin geltend zu machen, seine Bestellung an maßgebender Stelle mit besonderem Nachdrucke zu vertreten. Wir haben von H[errn] Prof. Dr. Hartmann die bindende Zusage, daß er sich sowohl für das Schaffen der Tiroler Komponisten als auch für die kulturellen (musikalischen) Belange Tirols mit Kräften einsetzen wird. Für den Fall, daß eine Ernennung Dr. Hartmanns ganz ausgeschlossen sein sollte, bringt die ATK ihren Vorsitzenden Prof. Senn in Vorschlag, da wir von keinem der anderen Bewerber die sichere Gewähr haben, daß die Leitung des Musikvereins in tirolischem Geiste erfolgen wird".
Am 30. Juni 1935 erhielt Fritz Weidlich nach erfolgreichem Probespiel die Stelle des Innsbrucker Musikdirektors. Er erwies sich in der Folge auch für die Komponisten der ATK als ausgesprochener Glücksfall. Er hat sich sowohl als Pianist wie als Dirigent für die Werke dieser Komponisten nachhaltig in Konzerten und auch Rundfunkaufnahmen eingesetzt. So plante er schon zu Beginn seiner Amtstätigkeit einen Kammerabend Tiroler Komponisten im Musikverein mit Liedern und Klavierwerken der ATK. Für ein weiteres Konzert Musik der Heimat am 9. Jänner 1937 im Innsbrucker Musikverein mit Kammermusikkompositionen nahezu aller Mitglieder der ATK wurden von Emil Berlanda eigens Plakate entworfen und in Schaufenstern im Stadtinneren aufgehängt. Die Arbeiterkammer in Innsbruck hatte mit Schreiben vom 4. 1. 1937 "in Ansehung des hohen kulturellen Wertes der Darbietung der ATK" eine einmalige außerordentliche Beihilfe von 50 Schilling für dieses Konzert bewilligt. Der Antrag wurde von Karl Senn gestellt. Fritz Weidlich hat auch die Komponisten der ATK zu Werken angeregt. Emil Berlanda schreibt dazu in seiner Autobiographie: "Am 26. Dezember [1935] begann ich op. 31, eine Suite für kleines Orchester und konzertantes Klavier. Die Anregung zur Komposition ging von Fritz Weidlich, dem Nachfolger Kattniggs und Alpenburgs aus, dem bereits einige meiner Werke bekannt waren ich spielte ihm einiges vor" (S. 151). Weidlichs besondere Vorliebe galt aber dem Werk von Karl Senn. Er war bis 1942 in Innsbruck tätig, dann in Lemberg und Pressburg. Als städtischer Musikdirektor wirkte er ab 1. Mai 1945 wieder in Innsbruck, wo er schließlich 1952 verstarb.
Die Anwesenheit des Sektionsrates Dr. Wolf aus dem Unterrichtsministerium veranlasste die Mitglieder der ATK auch bezüglich des Rundfunks zu Stellungnahmen (Protokoll vom 11. Juni 1935). So wurden u. a. die "Eigensendungen Innsbruck" angeregt, wobei der Innsbrucker Kammerchor, der Deutsche Männergesangsverein, die Gesangsvereinigung Wolkensteiner und das Städtische Orchester zum Zug kommen sollten. Die Gelegenheit wurde auch benutzt, um darauf hinzuweisen, dass für das Innsbrucker Studio "die Aufstellung eines Klaviers dringendst geboten" sei. Diese Anschaffung erreichte Karl Senn, was dann in der Sitzung vom 10. Oktober 1935 ausdrücklich hervorgehoben wird. So wurde es auch möglich, dass die geplante Tiroler Liederstunde im Innsbrucker Studio auf nachdrückliche Intervention von Karl Senn am 20. Dezember 1935 durchgeführt werden konnte.
Am 11. Juni 1935 war auch "Gegenstand der Besprechung" der ATK mit Dr. Wolf, dass "ein Beirat für die RAVAG einzusetzen" wäre; die Mitglieder sollten aus den Bundesländern kommen. Im Protokoll dazu heißt es: "Diese 2 Beiräte (für Tirol: Dr. Senn und Dr. Oberkofler) hätten in nachdrücklichster Weise die Interessen ihrer Bundesländer zu vertreten und auf die Programmgestaltung der RAVAG insoferne einzuwirken, als eben Eigensendungen entsprechende Berücksichtigung und Förderung finden". Insbesondere wäre auch darauf zu achten, dass Tiroler Komponisten in Rahmen von Sendungen wie z. B. der Stunde österreichischer Komponisten mehr eingebunden würden.
Auch kleinere Gelegenheit der öffentlichen Präsenz ihres Wirkens nahm die ATK engagiert wahr. So beteiligte sie sich an einer Initiative des neuen Besitzers des Café Tyrol, Herrn Frohnweiler, der dort Abende mit Musik und Literatur veranstaltete. Emil Berlanda vermerkt dazu im Sitzungsprotokoll vom 26. August 1935: "Da sich die im Kafé [!] Tyrol abgehaltenen intimen Abende (Musik und Literatur) bisher gut eingeführt haben, wird deren Weiterführung seitens des Besitzers Frohnweiler zur Kenntnis genommen".
In seiner Autobiographie vermerkt Berlanda zu diesen Veranstaltungen hingegen: "Der schlechte Besuch des zweiten Abends ließ die Fortsetzung solcher Abende nicht mehr zu" (S. 163). Im Sitzungsprotokoll vom 25.Oktober 1937 steht allerdings wieder geschrieben, dass die Abhaltung von Abenden bei Frohnweiler im Café Tyrol neuerlich angeregt wurde.
Zuvor schon hatte, wie dem Protokoll vom 13. August 1934 zu entnehmen ist, Richard Hasslwanter, der Geschäftsführer der Musikalienhandlung Groß, den Mitgliedern der ATK sein Tätigkeitsprogramm für die kommende Saison vorgestellt. So wurde geplant, "Hauskonzerte einzuführen, zu denen nur geladene Gäste Zutritt haben sollten". Als Konzertraum käme der Kongress-Saal des Innsbrucker Landhauses in Frage (nachträglich "Kongress" gestrichen, ersetzt durch: "Paris"-Saal). Hasslwanter dachte an die Einführung von Abonnement-Konzerten (sechs Konzerte in der Wintersaison) und wünschte sich die tatkräftige Mitarbeit der ATK. Die Idee scheint allerdings nicht umgesetzt worden zu sein, weil die Sitzungsprotokolle keine weitere Erwähnung enthalten.
Im Innsbrucker Rundfunk war, wie dem Sitzungsprotokoll vom 4. November 1935 zu entnehmen ist, eine "Weihnachtssendung" vorgesehen, die auf allen österreichischen Sendern übertragen werden sollte. Dabei wurde die Zusammenstellung eines kleinen "Funkchores" notwendig, der die Liedbearbeitungen der Komponisten der ATK aufführen sollte. Diese Sendung kam aber nicht zustande. "Laut telephonischer Mitteilung des Innsbrucker Senders vom 6. November 35 von Wien aus wegen Zeitmangel abgesagt", so lautet die lapidare Mitteilung im Nachtrag zum Protokoll vom 4. November 1935.
Im Jahr 1937 hat Josef Eduard Ploner dieses Vorhaben neu aufgegriffen und ein Konzert Tiroler Weihnachtslieder in verschiedenen Bearbeitungen in der Innsbrucker Urania und in der evangelischen Christuskirche, wo er als Chorleiter tätig war, vorgesehen. In der Urania fand am 6. Dezember 1937 ein Konzert statt, das "deutsche Weihnachtslieder im Wandel der Zeiten" zum Inhalt hatte. Unter der Leitung von Ploner wirkten der evangelische Kirchenchor und der Innsbrucker Kammerchor zusammen. Solisten waren Dora Wolfsegger, Sopran, E. Hippmann, Geige, W. Polland, Klarinette, Fritz Engel, Gitarre, Albert Riester, Harfe. Die Leiterin der Urania, Dr. Ehrentraud Straffner, bereicherte durch einen Lichtbildervortrag Deutsche Weihnacht das Programm, das im ersten Teil altdeutsche Weihnachtslieder und im zweiten Teil Bearbeitungen Tiroler Weihnachtslieder enthielt. Das Konzert wurde am 17. Dezember in der evangelischen Kirche wiederholt.
Das Konzertprojekt Ploners war aber auch der Anlass, die dafür vorgesehenen Bearbeitungen Tiroler Weihnachtslieder in Form eines Notenheftes herauszugeben. Der Beschluss dafür wurde bereits in der Sitzung vom 1. November 1937 gefasst: "Krippen- und Weihnachtslieder. Herausgabe eines Heftes. Tiroler Weihnachtslieder für verschiedene Chor- und Instrumentalbegleitung: Druck bei Sautter in Bregenz". Die administrative Leitung wurde Peter Marini übergeben. Sollte die Herausgabe dieses Heftes Anklang finden, war daran gedacht, ähnliche thematisch gegliederte Hefte herauszugeben, z. B. Frühling in Tirol.
Aus dem Sitzungsprotokoll vom 9. November 1937 geht hervor, dass eine Drucklegung bei der Fa. Sautter in Bregenz "wegen der hohen Druckkosten" nicht in Frage kommt. Als Alternative erwies sich der Vorschlag Dr. Albert Riesters, in der Vervielfältigungsstelle im Innsbrucker Landesgericht, die "Vervielfältigung der Chöre auf autographischem (lithographischem) Wege kostenlos durch[zu]führen". Nach Fertigstellung der Matrizen durch die ATK wurde mit den entsprechenden Arbeiten begonnen. Leider erwiesen sich die Abzüge als derart schlecht, dass man an eine Herausgabe, die für die Öffentlichkeit bestimmt war, nicht denken konnte. So wurde ein Kostenvoranschlag bei der Wagner"schen Universitätsdruckerei eingeholt und schließlich akzeptiert. Die Reinschrift sollte der Bundesbahnpensionist Jakob Hofer erstellen, mit den Korrekturen wurde Albert Riester betraut. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde Peter Marini übertragen. Jedes Mitglied sollte zehn Exemplare zu je 10 Schilling abnehmen, als Auslieferungsstelle wurde Bernhard Sander, Buch-, Antiquitäts- und Musikalienhandlung in Innsbruck, Maximilianstraße bestimmt. Wegen verschiedener organisatorischer und administrativer Probleme im Zuge der Herstellung des Liederheftes erfolgten einige Diskussionen innerhalb der ATK, die in der Sitzung vom 5. Dezember 1937 teilweise sehr heftig zum Ausdruck kamen. In Abwesenheit des Schriftführers Emil Berlanda schreibt Peter Marini in das Protokoll: "Unser Verlagswerk löst eine lebhafte, zum Teil sehr unsachlich geführte Debatte aus, deren Ergebnis die Auffassung zeitigte, dass die an und für sich gute Idee der Herausgabe der Weihnachtslieder sich als Niete erweisen dürfte. Besonders erwähnt wurde die um reichlich einen Monat zu spät erfolgte Drucklegung, die unvorhergesehenen misslichen Umstände wie Zerschlagung der Verhandlungen mit der Bregenzer Druckerei, die zweimalige Reinschrift durch Jakob Hofer und vor allem die Hast und Hetzerei, mit welcher gearbeitet werden musste. Für die beanstandeten Schönheitsfehler könne niemand verantwortlich gemacht werden. Sehr bedauerlich sei, dass erst nach Drucklegung die Mitglieder wissend wurden, was die Sammlung beinhaltet und dass ausgerechnet der erste Chor Gloria in excelsis ganz aus dem Rahmen der Sammlung falle und welcher Chor bereits entschiedene Ablehnung erfahren habe. Gemeinschaftsgeist lasse das ungleiche Seitenverhältnis der Mitarbeiter besonders vermissen. Berlanda: neun Seiten, Riester: vier, Ploner: drei, Senn und Schiechtl je zwei, Marini, Gasser und Spiess je eine Seite. Berlanda stand also fast dieselbe Seitenzahl zur Verfügung, welche sechs anderen Herren zusammen eingeräumt wurde. Ploner schreibt den ganzen Seitenschacher Motiven des Neides zu und will ausdrücklich festgestellt haben, dass er nur die Idee zur Herausgabe der Liedersammlung gegeben [habe]. Mit der Redaktion sei Riester betraut worden. Auch habe er (Ploner) nicht gewusst, dass Berlanda den beanstandeten Chor durchkomponiere und eine eigene Zeile für den Tenor benötige. Diesen Chor werde er auch nicht aufführen. Riester sah seine Aufgabe lediglich darin, dass das Werk fehlerfrei in die Öffentlichkeit käme. Marini, der sich um Platzeinsparungen bemühte, konnte auf eigene Verantwortung Berlandas Chor nicht mehr streichen, weil er diesen Chor bereits rein geschrieben vorfand. Senn habe seinen zweiten Chor zurückgezogen, um für die Arbeiten der Mitglieder Schiechtl, Spiess und Gasser Raum zu schaffen. Um in Hinkunft derartige Unzukömmlichkeiten zu verhüten, stellt Marini den Antrag: Die ATK gibt ihre Verlagswerke erst nach eingehender Kontrolle und gemeinsamer Begutachtung heraus".
Ausschließlich Lieder aus der Sammlung bildeten das Programm der Weihnachtslieder Ländersendung, die von Radio Innsbruck am Weihnachtsabend 1937 österreichweit ausgestrahlt wurde. So konnte das bereits 1935 anvisierte Projekt einer überregionalen klingenden Verkündigung der Weihnachtsbotschaft anhand von Liedbearbeitungen der Mitglieder der ATK nun verwirklicht werden. Der oben beanstandete Chorsatz Gloria in excelsis von Berlanda war im Programm enthalten. Diese kunstvolle Liedbearbeitung kam um dieselbe Zeit auch im Münchner Rundfunk zu Ehren.
Berlanda erinnert sich in seiner Autobiographie: "Für die bevorstehende Herausgabe der Weihnachts- und Krippenlieder aus Nord-und Südtirol durch die ATK schrieb ich die Chorvariationen über das Weihnachtslied Gloria in excelsis (nach Kohl-Reiter aus dem Pustertal stammend) für gem[ischten] Chor a cap[pella] (op. 38, Nr. 1, komp[oniert] am 26/27. Oktober 1937). Eine Abschrift dieses Chorwerkes sandte ich im November an den Münchner Organisten Gustav Schoedel, der bekanntlich im Münchner Rundfunk meine Orgelwerke op. 9 und 15 gespielt hatte. Bedauerte er in einem Schreiben vom 21. Dezember, dass der Münchner Sender von den großartigen Chorvariationen keinen Gebrauch" mache. Aber bereits am 23. Dezember beeilte sich Schoedel mir mitzuteilen, dass das Werk nun doch am 22. Dezember auf Wachs aufgenommen worden" sei und am 25. Dezember eine Sendung Zwischen Weihnacht und Dreikönig einleiten und abschließen werde. Zwar sei die Aufnahme nicht in der Originalbesetzung erfolgt, sondern mit einem Streichquartett gespielt worden. Ich vermute stark, dass das Werk geteilt wurde, sodass der erste Teil am Beginn der Sendung, der zweite Teil als Abschluss gespielt aufschien" (S.192f.).
Josef Eduard Ploner regte weitere Konzertprojekte in Zusammenarbeit mit der Innsbrucker Urania an. Zu diesem Zweck hatte er Kontakt mit der Programmleiterin der Urania, Dr. Ehrentraud Straffner, aufgenommen und mit ihr das Konzept besprochen. Geplant waren Komponistenabende, die jeweils einem Komponisten gewidmet sein sollten. Diese Konzerte sollten jedoch nicht allein auf die ATK-Mitglieder beschränkt sein. Das Konzept sah auch die Einbindung weiterer Tiroler Komponisten vor, so Ludwig Thuille, Johann Baptist Gänsbacher, Matthäus Nagiller, Josef Pembaur. Aber auch der Renaissancemeister Leonhard Lechner sollte mit einer Werkauswahl, vermittelt vom Innsbrucker Kammerchor unter der Leitung von Josef Eduard Ploner, im Rahmen einer Rundfunkübertragung im Frühjahr 1938 im Programm vertreten sein. Weiters war die Durchführung eines Hofhaimer-Abends mit Kompositionen des berühmten Komponisten und Hoforganisten Kaiser Maximilians geplant. Das Programm für dieses Vorhaben sollte Karl Senn im Einvernehmen mit Josef Eduard Ploner gestalten. Am Beginn des Konzertes war eine Einführung in Person und Werk des jeweiligen Komponisten vorgesehen. Zugunsten der Konzerte hatte die ATK für einen entsprechenden Kostenbeitrag aufzukommen. In der Sitzung vom 28. April 1937 wurde daher vorgeschlagen, dass der für die Präsentation ausgewählte Komponist 25 Eintrittskarten abzusetzen hätte, die anderen Mitglieder je 10. Der Einführungsvortrag wurde Frau Dr. Ehrentraud Straffner anvertraut. Als einziges Projekt in dieser Form wurde ein Kompositionsabend mit Werken von Josef Gasser am 9. November 1937 realisiert.
Weitere Pläne wurden durch die Auflösung der ATK im Jahr 1938 im Zuge der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verhindert, so wohl auch die Idee einer Durchführung von Sommerfestspielen in Innsbruck. In der Sitzung vom 11. Oktober 1937 wird dazu festgehalten: Der Plan "nimmt immer deutlichere Formen an. Bis zur nächsten Sitzung sind entsprechende Vorschläge auszuarbeiten".
In der Sitzung vom 22. November 1937 besprachen die Mitglieder der ATK u. a. die Möglichkeit von Konzerten auf der Kufsteiner Heldenorgel. So sollte im Sommer 1938 jeder Komponist der ATK seine eigenen Orgelwerke spielen. Dazu müsste Kontakt mit dem Verein Heldenorgel auf der Festung Kufstein. Das Denkmal für die im Weltkrieg Gefallenen deutschen Stammes aufgenommen werden. Emil Berlanda berichtet in seiner Autobiographie (S. 228), dass dieses Vorhaben "von Erfolg begleitet" war. "Auf Grund des geltenden Status wurden zwar keine Honorare für Gastorganisten ausbezahlt, wohl aber Fahrt- und Aufenthaltskosten vergütet". Bei seinen Konzerten am 21. August 1938 hat Berlanda um 12 Uhr u. a. sein Präludium und Fuge op. 15, ein Intermezzo von Albert Riester, den 3. Satz aus der Partita eroica von Ploner und eine "freie Improvisation über das Deutschlandlied" gespielt. Sein Konzert um 18 Uhr war überregionalen Meistern wie D. Buxtehude, J. Pachelbel, J. S. Bach und M. Reger gewidmet. Den Abschluss bildete eine "freie Imporvisation über ein Thema von Mozart".
Emil Berlanda hat wiederholt auf dem berühmten Orgelwerk konzertiert, u. a. auch im Rahmen einer Münchner Radioübertragung zu Adolf Hitlers Geburtstag im Jahr 1941. In seiner Autobiographie berichtet Berlanda dazu: "Wenige Tage vor dem 20. April ich war damals längere Zeit dienstlich nach Kufstein abgeordnet worden [ ] erschien Musiklehrer Greiderer [von] Kufstein im Speisehaus Eppensteiner (ich war gerade beim Mittagessen) und frug mich, ob ich am 20. April nachts den Orgelpart für die Sendung des Münchner Rundfunks anlässlich des Geburtstags Adolf Hitlers übernehmen möchte. Diese Reportage von der Kufsteiner Heldenorgel wäre als Abschluss-Sendung dieses Tages geplant und wäre dabei ein für diesen Zweck eigens von dem Münchner Komponisten Gottfried Rüdinger geschriebenes Orgelwerk zur Uraufführung zu bringen. Greiderer selbst könne diesen Auftrag aus spieltechnischen Gründen (das Werk war ihm zu schwierig) nicht übernehmen. Nach Einsicht in das Manuskript sagte ich zu, wodurch die Engagierung eines Organisten aus Rosenheim oder Innsbruck (Koch) hinfällig geworden ist. So kam es zu dem mitternächtlichen Spiel auf der Heldenorgel, über das die Kufsteiner Zeitung vom 21. April [1941] berichten konnte: Im Rahmen der Ringsendung des Großdeutschen Rundfunks anlässlich des Geburtstages unseres Führers wurde auch unsere Heldenorgel in das Programm mit eingeschaltet. Am Sonntag um Mitternacht, Punkt 24 Uhr, erklangen durch den Aether die Weisen unserer Heldenorgel, gespielt von dem bekannten Innsbrucker Komponisten Emil Berlanda, der ein Werk von Gottfried Rüdinger (München) zur Aufführung brachte"" (S. 258).
Eine frühere Begebenheit, die auch Emil Berlandas anfängliche Begeisterung für Adolf Hilter erweisen mag, beschreibt Berlanda ebenfalls in seiner Autobiographie: "Das in einer Zeitung [in der Neueste[n] Zeitung. Abendblatt der Innsbrucker Nachrichten" vom 2. April 1938, Beilage] abgedruckte Gedicht von [Josef G.] Blattl: Wir Kämpfer habe ich für Männerstimmen (einstimmiger Chor) und Bläser (Blasorchester) am 10. April [1938] komponiert und auf Veranlassung Dr. Ostheimers den Klavierauszug aus Anlass des 49. Geburtstages Adolf Hitlers über ihn an die Reichskanzlei gesendet. Ein Dankschreiben aus der Privatkanzlei des Führers ist am 23. Mai [1938] eingelangt. Von einer Aufführung dieses Werkes ist mir nichts bekannt geworden" (S. 220).
Um die Konzerttätigkeit zu forcieren, stellte Josef Eduard Ploner in der Sitzung vom 25. Oktober 1937 den Antrag, dass "jedes Mitglied der ATK verpflichtet" werden sollte, "wenigstens einmal im Jahre eine Aufführung von Werken Tiroler Komponisten [der Arbeitsgemeinschaft] zustande zu bringen. Wenn eine Aufführung infolge Verschuldens des Mitglieds der ATK nicht zustande kommen sollte, habe der Betreffende einen Strafbetrag von 10 S[chilling] zu erlegen". Dieser Vorschlag wurde mit Gültigkeit vom 1. November 1937 zum Beschluss erhoben.
Josef Eduard Ploner war ein begeisterungsfähiger und überaus engagierter Mensch, daher in vielerlei Hinsicht die treibende Kraft der ATK. So hat er auch anlässlich des 60. Geburtstages des Vorsitzenden Karl Senn eine Karl-Senn-Stiftung und ein Festkonzert angeregt. Im Sitzungsprotokoll vom 29. Jänner 1937 wird dazu festgehalten: "Gegenstand der Besprechung bildet die aus Anlass des 60. Geburtstages [von] Dr. Karl Senn am 31. Jänner 1937 von Ploner beantragte Gründung einer Karl Senn-Stiftung. Infolge plötzlicher Erkrankung Ploners sind die oben genannten Mitglieder [Marini, Kanetscheider, Riester, Berlanda] über die Durchführung dieses Gedankens nicht im Klaren. Jedoch wird dieser Gründung einstimmig zugestimmt und gleichzeitig beschlossen, eine Urkunde am 30. I. 37 Dr. Senn zu überreichen, in der die Schaffung eines Senn-Fonds in Anerkennung seines künstlerischen Schaffens und zu Aneiferung künftiger Generationen zu künstlerischem Schaffen Mitteilung gegeben wird (insbesondere zwecks Förderung des tirolischen Musikgutes). Die näheren Bestimmungen bleiben einem späteren Zeitpunkt vorbehalten".
Am 30. Jänner 1937 findet dann in der Wohnung von Karl Senn die Geburtstagsfeier für ihn statt. Dabei wird ihm die von allen Mitgliedern der ATK unterfertigte Urkunde überreicht; Ploner erläutert Sinn und Zweck der Stiftung. Im Protokoll heißt es dazu: "Dadurch soll der Name Senn in Verbindung mit seiner Heimat Tirol ein bestimmter Begriff werden. Die Stiftung wird von der ATK geführt und verwaltet. Werkförderung durch Preisausschreiben, Stipendien, Veröffentlichungen, Aufführungen und Werbungen. Die zu fördernden Werke müssen von einem im Lande Tirol wohnenden arischen Geburtstiroler sein und einen gedankenmäßigen Zusammenhang sowohl bei vokalen als auch Instrumentalwerken mit Tirol aufweisen".
Die finanzielle Basis bildeten ein Beitrag von 100 Schilling von "Frau Prof. Senn" und die Summe von 500 Schilling vom Bruder-Willram-Bund. Nachdem in der Sitzung vom 3. Februar 1937 der Entwurf Ploners "endgültig" abgesegnet und "vervielfältigt" worden war, bestimmten die Mitglieder bei der Sitzung vom 11. Oktober 1937 den jährlichen Beitrag für den Karl-Senn-Fond in Höhe von 5 Schilling; er sollte ab Jänner 1938 fällig werden. In der Sitzung vom 1. November 1937 wurde "zur weiteren finanziellen Stärkung des Senn-Fonds die Herausgabe von Karten Wo hoch die Adler gleiten (Lied von Karl Senn) in Erwägung gezogen". Die administrative Leitung für eine Gesamtauflage von 10.000 Exemplaren wurde Peter Marini überantwortet.
Betreffend das Festkonzert zum 60. Geburtstag von Karl Senn wurde in der Sitzung vom 3. September 1937 wie folgt entschieden: "Das vollendete 60. Lebensjahr unseres Vorsitzenden Dr. Karl Senn soll Anlass geben, das bereits anlässlich des 60. Geburtstages in Frage gestandene Senn-Konzert unter Mitwirkung des Deutschen Männergesangsvereins Innsbruck und Musikverein[s] zu verwirklichen. Marini wird als Organisator die nötigen Schritte und die zweckentsprechenden Verhandlungen einleiten. Es wurde folgender Antrag zum Beschlusse erhoben: Marini und Ploner werden ermächtigt, in [der] Angelegenheit Senn-Konzert zu verhandeln. Geplant sind zwei Konzerte und zwar 1.) Stadtsaal (Orchester und Chöre) 2.) Vereinskonzert D[eutscher] M[änner]g[esangs]v[erein] mit Lieder[n], kleine[n] Werke[n] vom Komponisten für Kammermusik. Falls diese 2 Konzerte nicht zur Durchführung gelangen sollten, wäre nur ein gemeinsames Festkonzert ATK-DMGV herauszubringen".
Wie aus dem Sitzungsprotokoll vom 4. Jänner 1937 hervorgeht, war insbesondere auch auf Wunsch von Karl Senn die Aufführung seines Klavierkonzerts, d. h. des Romantischen Konzerts in E-Dur für Klavier und Orchester (um 1913), geplant. Der Pianistin Hertha Reiss wurden dafür stattliche 50 Schilling geboten. Sie hatte am selben Tag im Rahmen einer Rundfunksendung Klavierwerke von Komponisten der ATK gespielt. Im Sitzungsprotokoll ist dazu vermerkt: "Bei der heute 18 Uhr stattgefundenen Sendung Tiroler Komponisten (Hertha Reiss, Klavier) hat sich die Unzweckmäßigkeit des im Innsbrucker Studio aufgestellten Mikrophons bewiesen. Es wird daher versucht werden, den Austausch gegen ein anständiges zeitgemäßes Mikrofon in die Wege zu leiten. Dr. Senn wird sich der Sache annehmen".
In der Sitzung vom 15. November 1937 berichtet Peter Marini über das "Senn-Konzert, das voraussichtlich im April 1938 stattfinden soll". Dieses Konzert kam aber vermutlich aufgrund der politischen Umwälzungen des Jahres 1938 nicht zustande. Walter Senn schreibt in seiner Monographie: Karl Senn (1878-1964). Aus dem Leben und Schaffen. Werkverzeichnis, Innsbruck 1978: "Den 60. Geburtstag Karl Senns, 31. 1. 1938, feierte Studio Tirol des Rundfunks mit einer Liederstunde; seine eindrucksvolle Orchestermesse wurde aus der Jesuitenkirche in Innsbruck übertragen (Leitung Emil Berlanda); aus Wien kam die Sendung Der heimliche Garten (Anton Konrath mit den Wiener Sinfonikern), und manche Rundfunkanstalt in Deutschland erinnerte sich dieses Gedenktages. In Innsbruck war es, neben dem Rundfunk, nur die Urania, die Senn einen Abend widmete" (S. 31).
Ein besonderes Anliegen war für die ATK die Publikation eines Tiroler Almanach. In der Sitzung vom 8. Juli 1935 wurde der schon früher wiederholt erörterte Plan konkretisiert: Die Herausgabe sollte durch die ATK erfolgen. Jedes Mitglied war angehalten, zwei Lieder "für Klavier und mittlere Stimme (Bariton)" beizusteuern. Weiters heißt es: "Es wäre auch zu erwägen, darin bei dieser Gelegenheit dem vor ca. 10 Jahren in Innsbruck verstorbenen und sich um das hiesige Musikleben verdient gemachten Direktor Emil Schennich ein Denkmal zu setzen (2-3 Lieder, Aufsatz über Wirken Schennichs usw.)".
In der Sitzung vom 1. Oktober 1936 wird erneut über diesen Sachverhalt diskutiert. Den Beitrag zu Emil Schennich sollte Artur Kanetscheider als einer seiner Schüler verfassen. In der Sitzung vom 18. Dezember 1936 wird betont: "Bezüglich des Almanach soll Kanetscheider den Aufsatz endlich vorlegen". Die Herausgabe verzögert sich jedoch weiter: In der Sitzung vom 4. Jänner 1937 wird im Protokoll notiert: "Herausgabe des Almanach soll in absehbarer Zeit erfolgen. Notwendig hiefür sind noch zwei Lieder von Gasser. Kanetscheider wird ebenfalls 2 neue Lieder komponieren". Im Sitzungsprotokoll vom 11. Februar 1937 ist kurz notiert: "Almanach. Hiefür hat Kanetscheider die zwei Lieder ehestens zu schreiben". Das Projekt Tiroler Almanach ist schließlich nicht realisiert worden. In der Zwischenzeit waren die Spannungen zwischen Kanetscheider und der ATK zu einem Zerwürfnis eskaliert. Kanetscheider trat mit
Schreiben vom 11. April 1937 aus der ATK aus.
Die Trennung hatte vor allem mit dem geplanten Breslauer Sängerfest zu tun, wo sich der Deutsche Männergesangsverein unter der Leitung von Artur Kantescheider auch mit Chören von Mitgliedern der ATK beteiligen sollte. Karl Senn bemühte sich um die Teilnahme des Deutschen Männergesangsvereins beim Breslauer Sängerfest und forderte Kanetscheider auf, ihm die Summe der Kosten zur Sängerreise bekannt zu geben, die offenbar die ATK aufbringen wollte. Dies geschah in der Sitzung vom 15. Februar 1937. Im Protokoll der Sitzung vom 24. März 1937 wird festgehalten: "Kanetscheider Deutscher Männergesangsverein: DMGV singt in Breslau bei keinem Konzert, da die Anmeldung seitens des DMGV bei der offiziellen Stelle nicht zeitgerecht durchgeführt wurde, wiewohl Kanetscheider von Dr. Senn öfters dazu verhalten wurde, diesbezüglich den Verein aufmerksam zu machen. Aus diesem Grunde ziehen Senn und Ploner ihre Chöre zurück. Diesbezüglich wird ein Schreiben an den DMGV abgehen, das diesen Entschluss beinhalten wird und außerdem ein Ersuchen unsererseits zum Inhalte hat, dem zeitgenössischen Schaffen Tiroler Komponisten mehr Augenmerk zu schenken als bisher. Bei dieser Gelegenheit sei nur bemerkt, daß Kanetscheider bei den Sitzungen der ATK des öfteren die Aufführungen von Männerchören unserer Mitglieder durch den DMGV in Aussicht stellte. Es blieb nur bei den Versprechungen".
Die ATK hatte die Hoffnung einer einvernehmlichen Lösung nicht aufgegeben. In der Sitzung vom 28. April 1937 wird daher beschlossen: Die Mitglieder der ATK "verpflichten" sich, in der Angelegenheit DMGV Kanetscheider "der Öffentlichkeit gegenüber strengstes Stillschweigen zu bewahren". Der an Kanetscheider gerichtete Brief kommt allerdings ungeöffnet an die Adresse der ATK zurück. Die Vereinsleitung des DMGV rechtfertigt sich mit dem Argument, dass der "Musikausschuss" des Vereins und nicht allein der Chormeister Kanetscheider für das Programm verantwortlich sei. Die ATK empfindet das als eine Schutzbehauptung und Ausrede. In der Sitzung vom 23. Juni 1937 wird darum festgehalten: "Schreiben vom Deutschen Männergesangsverein eingelangt. Es wird beschlossen, dem DMG[V] ein Schreiben des Inhaltes zu richten, daß wir die Ausführungen seines Schreibens nicht ohne weiteres als stichhältig anerkennen können. Vielmehr ist in unserem Schreiben zum Ausdrucke zu bringen, daß wir den fortwährenden Versprechungen Kanetscheiders Glauben schenkten. Der in Frage gezogene Musikausschuß besteht beim DMG[V] nur seit zwei Jahren; nachgewiesenermaßen gehen aber die Versprechungen Kanetscheiders, als Chormeister des DMG[V] das Chorschaffen Tiroler Komponisten nicht nur Kanetscheider allein in den Konzerten des DMGV intensiver zu pflegen, und daher ab und zu Werke der Mitglieder der ATK aufzuführen vor der Einsetzung bzw. Gründung des Musikausschusses zurück".
Der DMGV hatte folgende Begründung: "Die in unserem Schreiben vom 21. 4. 1937 enthaltene Mitteilung, dass sich der Deutsche Männergesangsverein in Innsbruck entschlossen hat, auf Grund Ihrer Mitteilung vom 26. 3. 1937 die Chorwerke Ihrer Mitglieder Dr. Karl Senn und Josef Ploner von der Vortragsfolge abzusetzen, ist auf die nicht misszuverstehende Forderung, welche Sie in dem letzt erwähnten Schreiben aufgestellt haben, zurückzuführen. Obwohl uns zu der Aufstellung der damaligen Vortragsfolge eine Reihe von Umständen bestimmt haben [!], wollen wir auf diese Gründe heute deshalb nicht mehr eingehen, weil durch die zwischenzeitig eingetretenen Ereignisse diese Frage überholt ist. Der Deutsche Männergesangsverein kann in Breslau kein Stundenkonzert durchführen, sondern er hat nur die Möglichkeit an bevorzugter Stelle bei dem Abend der Auslandsdeutschen 3 Chöre zur Aufführung zu bringen. Die Auswahl derselben hat der Musikausschuss ohne Einflussnahme des Herrn Artur Kantescheider getroffen" (Brief, Beilage zum Sitzungsprotokoll).
Ein wesentlicher Grund für das Zerwürfnis zwischen Artur Kanetscheider und der ATK war weiters das Festkonzert, das der Deutsche Männergesangsverein zu Ehren des 60. Geburtstages von Karl Senn übernehmen sollte. In dieser Angelegenheit haben sich die Organisatoren vermutlich nicht allzu geschickt benommen und zu massiv in die Kompetenzen des DMGV eingegriffen. Grund für das Ärgernis war vor allem der Vorschlag, Karl Senn solle die Probenarbeit übernehmen und sein Konzert selbst dirigieren. Dies wurde offenbar so empfunden, als ob sich der "Sangwart" Artur Kanetscheider nicht mit den Chören Senns identifizieren wollte. Peter Marini hat am 12. Oktober 1937 daraufhin einen überaus gehässigen Brief an den Vorsitzenden des Deutschen Männergesangsverein Dr. Martin Dengg gerichtet, wo er massiv und in höchst unqualifizierter Weise Artur Kanetscheider u. a. als "Scharlatan" denunziert und so einen Weg zurück zur ATK völlig verschließt (Beilage zu den Protokollen). "Die Verwirklichung der, oberflächlich besehen, bestrickenden Idee, Dr. Senn soll auch die Proben seines Konzerts leiten, ist praktisch undurchführbar, solange die Seele des Vereines eine Persönlichkeit ist, die bereits im Schoße des Vereins als zersetzender Scharlatan erkannt wurde, der planmäßig wie hemmungslos mit Hilfe seiner Gesinnungslosigkeit nur einem einzigen Ziele zuzustreben vermag: seinem materiellen Vorteile. Der zweite Weg, der Sangwart führt das Senn-Konzert selbständig durch, ist ebenfalls ungangbar. Ein künstlerisches Debakel würde Dr. Senn wie wir verhindern, stünde dies in unserer Macht. War Ihr Sangwart mit dem nunmehr völlig aufgezehrten Fonde Fischers außerstande, nach 40 Proben selbst die bescheidenste Aufführung in Breslau herauszubringen, so ist die Vorbereitung eines Senn-Konzertes in 12 Proben bei Ihres Sangwartes artistischen Schaumschlägereien eine Utopie".
Ohne Angabe von Gründen wird in der Sitzung vom 23. September 1935 der Austritt von Josef Eduard Ploner mitgeteilt. Möglichweise war die Ursache des Austritts, dass in dem in München am 11. Juli 1935 stattgefundenen Konzerts des dortigen Brucknerchors, die Chöre von Ploner abgesetzt wurden. "Ein Wiedereintritt Ploners scheint unter den bestehenden Verhältnissen in absehbarer Zeit kaum zu erwarten, wenn auch nicht gänzlich ausgeschlossen", heißt es im Sitzungsprotokoll. Ploner ist am 10. November 1936 der ATK wieder beigetreten. Er begründete seinen Entschluss damit, dass nach der Absage des von ihm initiierten Konzerts in Leoben (s. o.) die Geschlossenheit der ATK mehr denn je notwendig sei. Am 5. Dezember 1937 begrüßt der Vorsitzende "herzlich das Wiedererscheinen Schiechtls".
Schließlich konnte die ATK noch wenige Monate vor ihrer Auflösung im Jahr 1938 am 1. November 1937 den Erfolg verbuchen, dass ihre Mitglieder mit Biographie und Werkverzeichnis für einen gedruckten Almanach vorgesehen waren. Ein Projekt ähnlicher Art war ja auch Auslöser ihrer Gründung gewesen. Im Protokoll der Sitzung vom 1. November 1937 ist dazu angeführt: "Verlag Patria Wien. Vertreter Dr. Hölbl war bei sämtlichen Mitgliedern der ATK; hat ihre Lebensbeschreibung, künstlerische Laufbahn und Werke schriftlich festgelegt und bereits seiner Zentrale in Wien übermittelt. Herausgegeben wird ein Almanach, in dem alle österreichischen Künstler, Wissenschaftler vertreten sein werden".
Emil Berlanda berichtet zu diesem Vorhaben in seiner Autobiographie: "Die vom Patria-Verlag Wien-Graz für Ende 1937 vorgesehene Herausgabe des Werkes Wissenschaft und Kunst in Österreich erschien erst im Herbst 1938 in Form eines illustrierten biographischen Lexikons und als erster Band eines als mehrteilig und fortlaufend gedachten Gesamtwerkes. Der Titel wurde in Wissenschaft und Kunst in der deutschen Ostmark abgeändert" (S. 229).
Wie sehr die Mitglieder der ATK darauf bedacht waren, in literarischen Überblicksdarstellungen vertreten zu sein, zeigt auch eine Eintragung in das Sitzungsprotokoll vom 21. Mai 1935: "Der Anbruch brachte in seiner letzten Folge einen Aufsatz über die Österreichische Musik. Der Verfasser davon ist Josef Messner, Salzburg, der die meisten Zeilen für sich verwendete. Es wird daher an Messner geschrieben, der daran erinnert werden soll, daß auch andere Tiroler Komponisten Anspruch haben, in derlei Abhandlungen genannt zu werden. (Die Mitglieder der ATK wurden zur Gänze übergangen)".
Über das Ende der ATK berichtet Emil Berlanda in seiner Autobiographie: "Die Arbeiten der ATK wurden durch den politischen Umbruch zunächst unterbrochen. Im Zuge einer Umgruppierung der einzelnen und bisherigen Funktionstätigkeit der Mitglieder wurde Marini Peter zum (kommissarischen) Vorstand bestimmt. Meine Schriftführertätigkeit war ebenfalls zu Ende. Das Protokollbuch wurde Marini ausgefolgt. Im Laufe des Jahres 1938 erfolgte die Auflösung der ATK. Die Sendung vom 7. Mai am Kölner Rundfunk war der letzte aus der gemeinsamen Arbeit heraus resultierende Erfolg. Die Herausgabe des Almanach, die im Frühjahr auf Grund zugesagter finanzieller Unterstützungen unmittelbar hätte forciert werden können [ ], unterblieb; ebenso der für April geplante Volksliederabend des Innsbrucker Kammerchores in der Urania"(S. 227).
Zusammenfassung
Die Arbeitsgemeinschaft Tiroler Komponisten war eine Vereinigung der damals führenden Tiroler Tonkünstler. Die Gründung erfolgte 1934, mit dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 endete ihre Tätigkeit als Vereinigung. Diese Arbeitsgemeinschaft definierte sich als eine freie unpolitische Vereinigung aller Komponisten ernster Richtung, die in Tirol (einschließlich Südtirol) geboren sind und im Lande leben. Ziel und Zweck der Arbeitsgemeinschaft war in erster Linie die Förderung des musikalischen Schaffens ihrer Mitglieder im Rahmen aller möglichen Veranstaltungen.
Die Komponisten der Arbeitsgemeinschaft waren im regulären Innsbrucker Konzertleben kaum präsent gewesen und organisierten daher eigene Konzertveranstaltungen, bei denen ausschließlich Werke ihrer Mitglieder auf dem Programm standen. Um den Zielen der Künstlervereinigung entsprechenden Nachdruck zu verleihen, bemühte man sich auch um Kooperationen, wobei insbesondere der in politischen und gesellschaftlichen Kreisen einflussreiche Bruder-Willram-Bund eine bedeutende Rolle spielte.
Mit großem Engagement trat die Arbeitsgemeinschaft an den Rundfunk heran, um mehr Aufmerksamkeit, insbesondere durch eigene, ihrem Werk gewidmete Sendungen, zu erreichen.
In ihrem Streben um öffentliche Anerkennung bemühte sich die Arbeitsgemeinschaft auch um Kontakte in anderen (Bundes-) Ländern, insbesondere um eine Präsenz in deutschen Rundfunkanstalten, die damals alle als Reichssender organisiert waren. Um sich im Deutschen Reich Gehör zu verschaffen, war es Voraussetzung, in irgendeiner Form ein Naheverhältnis zur Ideologie der Nationalsozialisten zu dokumentieren. Eine Aufführung von Werken wurde ausschließlich jenen Komponisten eingeräumt, die eine offizielle Verbindung zur Reichsmusikkammer nachweisen konnten. Da die Mitgliedschaft in der NSDAP in Österreich illegal war, traten die meisten Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft im Juli 1937 dem NS-Kulturbund bei. Es ist vor allem als Versuch der Anbiederung an die Reichssender zu verstehen, wenn der Tiroler Komponist Josef Eduard Ploner 1937 eine von ihm verfasste Statistik über die "Vorherrschaft der jüdischen Musik" in der österreichischen RAVAG (Radio-Verkehrs-Aktiengesellschaft Wien), deren Text von der Arbeitsgemeinschaft abgesegnet wurde, u. a. an die Reichsmusikkammer Berlin und an den Reichssender Stuttgart versandte. Wenig später wurde von der Arbeitsgemeinschaft die Idee eines auf "arischer Basis beruhenden Komponistenbundes" wieder erörtert.
Eine antisemitische Grundeinstellung war bei nahezu allen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft mehr oder weniger stark ausgeprägt. Die Komponisten unterscheiden sich dabei weder von den meisten Mitgliedern der damaligen Tiroler Künstlerschaft, noch ganz allgemein vom überwiegenden Teil der damaligen Gesellschaft. Dieses prinzipielle Mentalitätsklima wurde noch verstärkt durch persönliche Erfahrungen. In ihrem engagierten Streben nach öffentlicher Anerkennung fanden die meisten Komponisten der Vereinigung die von ihnen vermeinte Bevorzugung jüdischer Komponisten, insbesondere im Rundfunk, als ungerechte Konkurrenz. Diese Ansicht verstärkte den Hass, ebenso wie die Benachteiligung der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft im Innsbrucker Konzertleben. Walter Senn schreibt dazu in seiner Monographie über seinen Vater: Karl Senn (1878-1864), Innsbruck 1978, S. 29: "Ihr Unmut richtete sich insbesondere gegen den Sekretär des Musikvereins (Prof. Dr. W. Fischer), der sogar Einfluss auf die Programmgestaltung nahm und für die Provinzler nichts übrig hatte" (S. 29). Wilhelm Fischer war jüdischer Abstammung und Ordinarius am Institut für Musikwissenschaft der Universität Innsbruck.
Obwohl die Arbeitsgemeinschaft als eine rein der Kunst dienende, "unpolitische" Vereinigung gegründet wurde, hat sie das Umfeld der historischen Realität nicht unberührt gelassen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten auch in Österreich sind die meisten Komponisten der ATK der Partei Hitlers beigetreten. Manche taten dies mehr gezwungenermaßen, andere trafen ihre Entscheidung aus innerer Überzeugung. Emil Berlanda ging es wahrscheinlich vor allem um die Aufführung seiner Kompositionen, Josef Eduard Ploner wiederum war ein leidenschaftlicher Befürworter und Kämpfer. Artur Kanetscheider war als Hauptmann der Wehrmacht im Fronteinsatz und kam erst Ende 1947 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück, während Karl Senn nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Ehrenring seiner Heimatstadt Innsbruck sowie dem Ehrenzeichen des Landes Tirol höchste Würdigungen erhielt.
Es ist methodisch prinzipiell fragwürdig, die Anschauungen und das Verhalten dieser Komponisten aus der Perspektive der Gegenwart zu beurteilen. Wir sehen heute weitgehend das komplexe Bild und verbinden mit der Vorstellung von "Nationalsozialismus" vielfach verallgemeinernd die schauerlichen Verbrechen der damaligen Zeit. Dies ist uns durch authentische Berichte, emotionsgeladene Filme und einer Fülle von Literatur dauerhaft in das Gedächtnis geschrieben. Moralische Empörung erscheint dadurch nur selbstverständlich und folgt dem guten Kern der menschlichen Seele. Subjektive Betroffenheit führt aber auch leicht zu überheblicher Selbstgerechtigkeit, die die Wahrheitsfindung zumeist mehr verschleiert als entwirrt. Will man das Verhalten der damaligen Menschen verstehen lernen, so muss man ihr Verhalten in den Kontext der damaligen sozialen, kulturellen und politischen Prämissen stellen. Um zu einer tatsächlich gerechten und so von Verantwortung getragenen Einsicht zu gelangen, sollte jede pauschale Beurteilung mit nachfolgender Verurteilung vermieden werden. Es kommt der Wahrheitsfindung zu Gute, wenn als erstes größtmögliche Sorgfalt auf die Ermittlung erfahrbarer Fakten der einzelnen Lebensschicksale in ihrer Kombination mit den zeitgenössischen politischen und sozialen Rahmenbedingungen aufgewendet wird. Die Menschen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sind nämlich in eine andere Paradigmenwelt hinein gewachsen und in ihr groß geworden, die sich politisch und sozial grundlegend von der heutigen Zeit unterscheidet. Damals war die Ideologie des Faschismus nahezu europaweit präsent. Sie bestimmte vielfach das politische wie gesellschaftliche Denken und Handeln. Damit verbunden waren die Dominanz eines übertriebenen Patriotismus und eine prinzipiell antidemokratisch ausgerichtete politische Grundeinstellung, ferner ein nahezu allgegenwärtiger Antisemitismus. Dieses durch fortwährende propagandistische Einwirkung gefestigte und politisch zudem autorisierte Mentalitätsklima hat die Menschen von damals geformt und ihr ethisches und soziales Verhalten bestimmt. Danach ist ihr gewissenhaft erforschtes Tun zu beurteilen.
Die Musik aller Komponisten der Arbeitsgemeinschaft ist nahezu unbeeinflusst von der politischen Realität. Stilistisch ist in ihren Werken, abgesehen von einer musikimmanenten Entwicklung, kaum ein Wandel bemerkbar.
Mit dem Durchbruch zur Atonalität, hatte das Kontinuum einer organischen musikalischen Stil-Evolution ihr Ende gefunden. In der universellen Musikgeschichte kommt es zu einer Vielfalt stilistischer Verzweigungen und begleitender Verunsicherung. Die Komponisten der Arbeitsgemeinschaft suchen ebenso Rückhalt in der bewährten Tradition. Sie bevorzugen wie die großen Komponisten des Neoklassizismus alte Formen, z. B. die Passacaglia und Fuge. Ganz bezeichnend ist der altertümliche Werktitel Suite für zyklische Kompositionen. Besondere Verehrung genießen die Meister der Vergangenheit, so der geniale Oswald von Wolkenstein, die großartigen Musikkünstler am Hofe Kaiser Maximilians wie Paul Hofhaimer und der herausragende, aus Südtirol stammende Leonhard Lechner, der als "gewaltiger Musikus" zeitlos einer der führenden Vertreter der Musik der Spätrenaissance ist.
Mit Engagement gedachte man auch des Heldenzeitalters der Tiroler Freiheitskämpfe, insbesondere mit programmatischen Werken und Bearbeitungen von Liedern um Andreas Hofer.
Als musikalischer Urgrund erhält das Volkslied eine geradezu mystische Verehrung. Wesentlich für nahezu alle Komponisten ist die Betonung des Patriotischen und Heimatbewussten. Damit stehen diese Komponisten in einer Linie mit anderen Vertretern der Tiroler Künstlerschaft der damaligen Zeit, etwa dem Maler Albin Egger Lienz (1868-1926) oder dem Dichter Johann Georg Oberkofler (1889-1962). Vor allem die patriotische Literatur von Anton Müller Bruder Willram (1870-1939) hat maßgeblich Einfluss genommen auf das Denken und künstlerische Schaffen nahezu aller Komponisten der Arbeitsgemeinschaft und erklärt auch so manche ihrer Handlungen, die heute als unverständlich erscheinen.
Biographische Notizen zu den Mitgliedern der ATK:
[Work in Progress]